Als grosser Fan des literarischen Werkes von Thomas Mann kommt man an einem Aufenthalt im Berghotel Schatzalp in Davos nicht vorbei. Bereits beim ersten Anblick nach dem Aussteigen aus der Standseilbahn ist klar, hier befindet man sich direkt am Schauplatz des wunderbaren Romans „Der Zauberberg“…
Fast kann man sie sehen, wie sie da liegen, Konversation betreiben, philosophieren und die Höhenluft einatmen – Hans Castorp inmitten der betuchten und weltentrückten Gesellschaft aus Moribunden. Die Geister von Mynheer Peeperkorn, Hofrat Behrens oder Frau Stöhr sind allgegenwärtig, man fühlt sich in eine andere Zeit zurückversetzt. Bereits beim Check-in an der altehrwürdigen Rezeption erhascht man einen ersten Blick in die komplett erhaltenen und – wenn überhaupt – sanft renovierten Speisesäle, die Lobby, diverse Konversationszimmer und einen sagenhaften Ausblick auf den wunderbaren Küchenkräutergarten direkt vor der Hotelfassade. Überall blättert etwas Farbe ab und man fühlt sich zurückversetzt in die Entstehungszeit des Hotels, das als Sanatorium im Jahr 1900 eröffnet wurde. Kein Wunder, war dies eine grosse Inspirationsquelle für Thomas Mann, als er 1912 seine Frau Katja im Waldsanatorium und auf der Schatzalp besuchte und hier auf seinen Spaziergängen unterwegs war. Auch auf den Zimmern ist immer noch der Sanatoriumsgeist zu spüren, holzvertäfelte Wände, relativ spartanisch eingerichtet, auf dem Balkon die obligatorischen Ruheliegen und ein fantastischer Blick ins Tal nach Davos und auf die gegenüberliegenden Berghänge.
Ein Besuch dieses Berghotels lohnt unbedingt (nicht nur für Thomas Mann – Fans), wenn man sich in der Nähe befindet – mehr davon hat man jedoch, wenn man sich einquartiert und auch die Annehmlichkeiten und die gute Küche geniessen kann, sowie die Stille und Ruhe morgens bei Sonnenaufgang. Wenn die Tagestouristen die Schatzalp verlassen, kehrt Ruhe ein und man kann seinen Gedanken bei einem Drink auf der grossen Veranda nachhängen und/oder lesen. Sofort denke ich zurück an die grossartige Inszenierung „Die grosse Gereiztheit“ von 2019 im Schiffbau Zürich. Die Bühnenadaption des Romans der Regisseurin Karin Henkel hatte das Gefühl dieser abgeschotteten Gesellschaft sehr gut umgesetzt und auf die Bühne gebracht. „Der Zauberberg“ ist ein Bildungsroman von Thomas Mann und erschien 1924. Die Reaktionen darauf war sehr zwiespältig, unter anderem auch deswegen, weil sich einige Zeitgenossen Manns teilweise in den im Roman vorkommenden Figuren karikiert sahen, so zum Beispiel Gerhard Hauptmann in der Figur des Mynheer Peeperkorn. Wenn man die oft ausschweifenden Beschreibungen von Thomas Mann mag, ist dies ein Roman, den man immer wieder einmal zur Hand nehmen und auch nur kapitelweise lesen kann.
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Rebecca Makkai – Die Optimisten
Seine Werke kenne ich zwar nicht, bin aber im August „seinen Weg“
gewandert 🤗
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Ah, schön. Hattest Du eine gute Zeit?
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Danke der Nachfrage 🤗 abgesehen vom Dauerregen wars ein super Ausflug 😉
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👍
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