Gleich am ersten Tag des neuen Jahres ein Ballett-Highlight der Ballett-Saison im Opernhaus Zürich – Christian Spuck schafft es derzeit mit seiner Kompanie die breiten Zuschauer-Massen ins Opernhaus Zürich zu holen – zuletzt mit der sehr berührenden Produktion von Schuberts „Winterreise“ und mit der äusserst erfolgreichen Wiederaufnahme von „Nussknacker und Mausekönig“. Seine Interpretation von Tschaikowskis Ballettklassiker ist eine bezaubernde Produktion für die ganze Familie…
CHRISTIAN SPUCK, der ein bekennender Fan deutscher schwarzer Romantik ist und auch bereits E.T.A. Hoffmanns düsteres Stück „Der Sandmann“ mit seiner Truppe auf die Bühne brachte, erzählt die ursprüngliche Geschichte „Nussknacker und Mausekönig“ und verzichtet auf die sonst übliche kitschig-zuckersüsse Nummernrevue, wie sie alljährlich zur Weihnachtszeit an unzähligen Häusern weltweit zu sehen ist (häufig nach der sehr klassischen Fassung von Dumas/Petipa). Das ist wohltuend, spannend und mit seiner dennoch üppig ausgestatteten Märchenpracht einfach bezaubernd. Der Bühnenbildner RUFUS DIDWISUZUS hat hierfür ein altes verstaubtes Revuetheater geschaffen, dessen goldfunkelnde Portalbeleuchtung sich mit Lichterketten bis durch das ganze Auditorium zieht, der Zuschauer ist mitten drin und live dabei.
Wie immer in Spucks Produktionen hat er mit seinem Team ein gutes Händchen, so auch hier mit BUKI SHIFFs wunderbar-phantasievollen Kostümen, sei es die Zuckerfee mit ihrem Cupcake-Tutu (ungewohnt zur Musik des arabischen Tanzes und nicht zu den sonst üblichen Celesta-Klängen tanzend), das Ensemble der Vorgeschichte mit seinen Rokoko-Kostümen und Perücken oder das grandiose blutrote transparente Kostüm der Mausekönigin. Die Schneeflocken kommen in schwarzen Tutus mit unzähligen Leuchtdioden schwebend und wirbelnd auf die Bühne, es ist Nacht und der Schneesturm förmlich spür- und erlebbar. Witzige Idee dann zum Finale der Blumenwalzer im 70-Jahre-Look mit einer fast schon sexy Show/Revue-Choreografie und den Hipster-Männerbärten als Blumenbouquet. Ständig zeigt Spuck neue Details und fantasievolle Kleinigkeiten und das macht die Qualität dieser Produktion auch aus. Christian Spuck erzählt eben nicht nur die zuckersüsse Geschichte erwachender Erotik zwischen Marie und dem Nussknacker, sondern schafft eine Collage zwischen Traum und Wirklichkeit und verbindet so die klassische Nussknacker-Handlung mit der Vorgeschichte und kommt dadurch dem Original von E.T.A. Hoffmann wieder sehr nahe, ohne seinen weihnachtlichen Glitzer zu verlieren.
Auch tänzerisch ist das Zürich Ballett über die letzten Jahre gereift und zeigt sehr viel Schönes auf der Bühne. Allen voran (in der von uns besuchten Vorstellung) JAN CASIER als Drosselmeier, MEIRI MAEDA (Marie), MARK GEILINGS (Fritz), ALEXANDER JONES (Nussknacker/Prinz/Drosselmeiers Neffe) und – die wie immer omnipräsente – YEN HAN als Clownin (zusammen mit DANIEL MULLIGAN).
Für die herrlich-leuchtend und vor allem beim Blech üppigen Tschaikowski-Klänge aus dem Graben zeichnete der musikalische Leiter der Produktion PAUL CONNELLY verantwortlich, die intimen Momente in Spucks Lesart wurden von INA CALLEJAS am Akkordeon begleitet – eine zauberhafte Idee. Bei dieser Produktion wurden aufgrund der Spuckschen Erzählweise die einzelnen Musiknummern neu angeordnet, was – wenn man die Musik sehr gut kennt – zu Beginn etwas irritiert, so beginnt der Abend etwa mit der grossen Schluss-Apotheose. Musikalisch wirkt der erste Teil dadurch ein wenig hektisch und überladen, während im zweiten Teil nach der Pause wieder eher eine ruhigere Nummernabfolge vorhanden ist. Das macht überhaupt nichts, denn insgesamt stimmt das Konzept und sorgt für leuchtende Augen und offene Münder und das nicht nur bei den vielen Kindern im Saal.
Stelle ich mir richtig schön vor und war genau richtiger Start ins neue Jahr gelle. 🙂
Liebe Grüße von Hanne
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Deine ansteckende Begeisterung für die schönen Künste gefällt mir sehr.
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