Cosi fan tutte – Oper Zürich 28.01.2024

Sechs Jahre nach der Premiere von KIRILL SEREBRENNIKOVs grossartiger „Cosi fan tutte“ Inszenierung an der Oper Zürich, gibt es nun erneut eine Wiederaufnahme in hervorragender Besetzung zu erleben, am Pult steht RICCARDO MINASI…

Es ist immer wieder schön und erfrischend, neue und junge Stimmen zu hören, wie etwa VANNINA SANTONI als Fiordiligi, SAMANTHA HANKEY als Dorabella oder wieder als Gast am Zürcher Haus: VALENTINA FARCAS als Despina und EDWIN CROSSLEY-MERCER als Don Alfonso. Der Bariton von XIAOMENG ZHANG als Guglielmo ist für meinen Geschmack sehr gewöhnungsbedürftig, hingegen bin ich – einmal mehr – hingerissen vom samtig-weichen Tenor MAURO PETERs als Ferrando, der bereits im ersten Akt mit „Un‘ aura amorosa“ bezaubert – besser kann man diese Rolle fast nicht ausgestalten. Serebrennikovs Inszenierung ist immer noch top-aktuell, politisch und gleichzeitig sehr witzig. Die Doppelung der beiden Männer mit FRANCESCO GUGLIELMINO (Sempronio) und EVGENY KULAGIN (Tizio) – der auch für Choreographie und die Umsetzung der Inszenierung verantwortlich zeichnet, da Serebrennikov sich damals im Hausarrest befand – finde ich immer noch einen grossartigen Regieeinfall, der diese ganze Story wenigstens etwas glaubwürdiger gestaltet, als der sonst so lächerliche Verkleidungsklamauk von Ferrando und Guglielmo. RICCARDO MINASIs Dirigat hätte für mich ruhig etwas temporeicher sein können, dennoch spielt die PHILHARMONIA ZÜRICH im hochgefahrenen Orchestergraben wohlklingend warm und sehr differenziert. Und dennoch: Nach gut dreieinhalb Stunden „Cosi fan tutte“ steht für mich fest – es war meine Letzte. Mozart ist bis auf wenige Ausnahmen („Don Giovanni“ oder „Idomeneo“) für mich mittlerweile nicht mehr auszuhalten, zu lang, zu langweilig, da kann die Inszenierung und Besetzung noch so spannend sein. Es plätschert dahin und packt mich keineswegs (mehr). So habe ich mich schon vor Jahren von „Le nozze di Figaro“ verabschiedet und nun eben von „Cosi fan tutte“. Ich habe genug von diesem Geplätscher – 1994 (also vor 30 Jahren) habe ich meine erste gesehen: Bayrische Staatsoper München/Peter Schneider/Dieter Dorn, dazwischen einige weitere, die Beste ist für mich definitiv die Zürcher Produktion von Serebrennikov: also ein guter Cosi-Abschluss – es gibt so viel mehr spannende Opern zu entdecken…

Meinen ausführlichen Blogpost von 2019 zur „Cosi fan tutte“ Produktion von Kirill Serebrennikow an der Oper Zürich kann man hier nachlesen: COSI FAN TUTTE.

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