„Dörf mer das?“ – nach über 500 Auftritten und einer grossgewordenen treuen Fangemeinde den Abschied ankündigen und mit einem Tribute an sich selbst die Auflösung von HEINZ DE SPECHT zelebrieren? Aber natürlich darf man das. Schade ist es aber schon, dass eine der genialsten Schweizer Musik-Formationen aufhört…
Seit 2006 lebe ich in der Schweiz und seitdem begleiten mich die Spechte und ihre scharfen Pointen, die den Schweizer Alltag auf herrlich böse Weise kommentieren. Das war für mich als Deutschen die ersten Jahre eine Challenge, denn Mundart-Wortwitz und tiefgründige Beobachtungen machen einen Grossteil des Erfolgs von ROMAN RIKLIN, DANIEL SCHAUB UND CHRISTIAN WEISS aus und sind quasi das Markenzeichen der Spechte, nebst der Tatsache, dass alle Drei hervorragende Musiker sind, die während eines Konzerts unzählige Instrumente mit Inbrunst spielen. An der Premiere im Zürcher Theater am Hechtplatz als Auftakt zur Abschiedstournee spielen HEINZ DE SPECHT sich dann durch ihr Repertoire, bringen aber auch nochmals neue Songs und zeigen mit einer kleinen mehrfach eingeschobenen Dia-Show köstliche Anekdoten aus den vielen Jahren. Wie schon bei der letzten grossen Tournee „Wunschkonzert“ dürfen die Highlights „Börnout“, „Spring nöd“ oder „Gueti Idee“ sowie das Statement „Nur din Job“ nicht fehlen. Die musikalisch-dramaturgische Klammer des Abends bildete – fast schon wie gewohnt – das Ritual einer todernsten A-Capella-Nummer an der Rampe. Für mich der Abendburner war definitiv die Hymne an den Zürcher Kreis 1, der das Leben an der Limmat gnadenlos auf den Punkt bringt und den Saal zur Standing-Ovation forciert (herrlich!). Ein typischer Specht-Abend voll bunter Songperlen, köstlichen Texten, toller Musik und aufgrund des Anlasses natürlich einer grossen Portion Wehmut im Saal.
Bis zum Sommer 2019 sind „Heinz de Specht“ nun mit ihrem Tribute auf Tour und spielen ihre Derniere im Casinotheater Winterthur am 2. Juni 2019 – man kann aber davon ausgehen, dass es in anderen kreativen Formationen weiterhin interessante Produktionen geben wird, wie zum Beispiel 2017 mit der herrlichen Hommage an das Beatles-Album „Sgt. Pepper“ (Roman Riklin, Daniel Schaub zusammen mit Frölein da Capo und Adrian Stern). Und es würde mich nicht überraschen, wenn diese illustre Herrenrunde dann auch irgendwann ihr Comeback mit einer Tour zelebriert. Schön wär‘ das ja schon – aber „Dörf mer das?“……
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