Der bereits im Frühjahr 2017 für das Theater Winterthur entstandene Abend des Juniorballetts von Christian Spucks Zürcher Kompanie ist nun im grossen Haus am Sechseläutenplatz in Zürich zu sehen. In einer stilistisch grossen Bandbreite zeichnen sich in den vier Choreographien tänzerisch bereits einige neue und spannende Talente ab…Zu sehen gibt es die titelgebende Choreografie UN BALLO (1991) von Jiri Kylián, DISRUPTED (2017) von Benoît Favre, BEHIND THE MIRROR (2017) von Filipe Portugal und MARASCHINO CHERRIES (2014) von Cayetano Soto. Kylián hatte „Un Ballo“ als erstes Ballett für die Nachwuchscompanie des Niederlande Dans Theaters choreografiert. Er selbst sagte zu diesem Stück: „Ein Tanz, Musik, mehr nicht“ und das bringt es auch auf den Punkt – in mehreren wunderbaren Pas de deuxs und synchronen Paarungen zur Musik von Ravels „Le Tombeau de Couperin“ und der „Pavane pour une infante défunte“. Ein Stück, welches für die Tänzer nicht ohne ist, da es eine sehr präzise und virtuose Umsetzung erfordert. die nächsten beiden Choregrafien sind Uraufführungen zweier Tänzer/Choreografen des Zürich Balletts und vor allem von Benoît Favre wird man sicherlich noch viel hören. Filipe Portugals Arbeiten – von denen auch schon mehrfach etwas in Zürich zu sehen war – muss man mögen. Ich persönlich habe keinen Zugang dazu. Das technisch anspruchsvolle Pas de deux zum langsamen 2. Satz von Schostakowitschs Konzert für Klavier und Orchester wurde einfühlsam von Belle Beasley und Cohen Aitchison-Dugas getanzt. Ganz anders die Energie zur rhythmischen elektronischen Musik von Joel Gilardini für Favres sehr interessanter Arbeit „Disrupted“, Die Tänzer arbeiten mit drei flexiblen Metallrahmen, diese beeinflussen die Bewegungen der Tänzer und werden wiederum von den Bewegungen der Tänzer beeinflusst und in immer wieder neuen Konstellationen auf der Bühne arrangiert. Choreografisch fokussiert sich Favre auf den Oberkörper im Zusammenspiel mit der sich immerfort verändernden Raumstruktur. Das Finale bildet die witzige Choreografie „Maraschino Cherries“ des Katalanen Cayetano Soto, ein grosses Spiel mit traditionellen Geschlechterrollen, nichts ist so wie es scheint – eine quirlige, schnelle und voller Lebensfreude sprühende Arbeit. In sehr schönen Kostümen (Kostümbild ebenfalls vom Choreografen) startet das Stück mit der kraftvollen und temporeichen Musik von Beethovens 9. Sinfonie und endet mit revueartigen Nummern zu verschiedenen Chansons und dem Harry-Lime-Thema aus dem Film „Der dritte Mann“.
Einmal mehr eine abwechslungsreiche „Werk-Schau“ des Zürcher Ballett- und Choreografen-Nachwuchses und immer wieder spannend, neue Gesichter (die man ja teilweise auch schon in den grossen Hausproduktionen sieht) zu entdecken…
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