Bertolt Brecht und Kurt Weill – immer noch sehr modern und hochaktuell. Nach einer wunderbaren „Dreigroschenoper“ im Schauspielhaus Zürich zur Saisoneröffnung (Regie: Tina Lanik), nun eine herrlich-bunte Inszenierung von „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ von Sebastian Baumgarten im Opernhaus. Ein Lehrstück um Verführung und Sittenzerfall – so aktuell, als wäre das Stück erst jetzt entstanden. Und mitreissende Musik mit vielen Anleihen und Zitaten (von Bachfugen über Shantys bis hin zur Schrammelmusik), man hört sehr deutlich, dass die Entstehungszeit von Mahagonny zeitgleich mit der Dreigroschenoper liegt.
Am beeindruckendsten in dieser Zürcher Produktion ist sicherlich die tolle Ausstattung von Barbara Ehnes (Bühnenbild), Chris Kondek (Video-Design) und dem Duo Joki Tewes/Jana Findeklee (Kostüme) sowie die Spielfreude des Ensembles und der Tänzer, allen voran als Jenny Hill die herrliche ANNETTE DASCH sowie CHRISTOPHER PURVES als Dreieinigkeitsmoses und CHRISTOPHER VENTRIS als Paul Ackermann. Etwas blass und unsicher – auch musikalisch – hingegen KARITA MATTILA (Witwe Begbick). Am Pult der Chef Fabio Luisi persönlich, der für meinen Geschmack die Philharmonia Zürich stellenweise ein wenig zu laut und scheppernd durch die Partitur führt, dabei hat es doch sehr viel schöne lyrische Momente in diesem Stück, die man so leider nicht immer wahrnehmen kann. An diesem Abend erstaunlicherweise auch einige falsche Einsätze bei Sängern und Rhythmus-Probleme – Weill zu singen ist halt nicht ohne… Wenn man den Stil und die Arbeiten von Regisseur Sebastian Baumgarten kennt und mag, hat man hier ein grosses Vergnügen mit herrlicher Musik, tollen Bildern und einem grossartigen Libretto. Verdiente Standing Ovations!
„Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ von Kurt Weill (1900-1950) und Bertolt Brecht (1898-1956)
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