Nachdem der Begriff immersive Kunst aktuell etwas überstrapaziert wird und in jeder Stadt immersive Schauen von van Gogh bis Picasso und von Klimt bis Frida Kahlo zu sehen sind, kann man diesen inflationären Begriff fast nicht mehr hören. Wie wohltuend ist da die tolle Ausstellung über die Anfänge, die Ursprünge der Immersion – einmal mehr eine tolle Ausstellung im Musée Cantonal des Beaux-Arts in Lausanne…
Zu sehen sind vierzehn immersive Installationen – einige als Rekonstruktion. Es ist spannend, heutzutage, wo sich vieles in den virtuellen Raum verlegt hat, Kunst körperlich und polysensorisch zu erfahren. Und dann natürlich – das signifikanteste Merkmal immersiver Kunst – nicht vor einem Werk zu stehen und es zu betrachten, sondern es zu betreten, zu befühlen, zu spüren, ein Teil davon zu werden.
„Der Begriff „Immersion“ gibt die Vorstellung wieder, sich (wörtlich) im Werk und nicht vor ihm zu befinden, und kennzeichnet alle hier ausgestellten Werke“ (Ausstellungsführer MCBA)
WERKE: Environment (Christian Megert, 1968) – hole in home (Ferdinand Spindel, 1968) – Luna (Fabio Mauri, 1968) – Film Ambiente (Marinella Pirelli, 2022) – Vento di s. e. velocità 40 nodi (Laura Grisi, 1968) – Penetrable blanco y amarillo (Jesús Rafael Soto, 1968) – Fanflastic (USCO, 1968) – Ambiente spaziale (Luca Fontana, 1967) – Une caverne de l’anti-matière, 1958-1959) – Ramera Pink White (James Turell, 1969) – Feather Room (Judy Chicago, 1966) – Passageway (Robert Morris, 1961) – Spazio elastico (Gianni Colombo, 1967) – Sound Breaking Wall (Bruce Nauman, 1969)
Einige der Installationen erscheinen heutzutage etwas banal und langweilig, man muss sie aber immer im Kontexts der Zeit ihres Entstehens sehen, andere Werke sind auch heute noch aufregend und machen gute Laune. „Feather Room“ etwa, hat auf den Besucher eine sehr starke Wirkung alleine durch das Material und das leuchtende, blendende Weiss des Raumes, in dem man sich befindet, ebenso der dreidimensionale bewohnbare Raum aus rosa Schaumstoff („hole in home“) oder der mondartige Raum „Luna“, wo man in weissen Styroporkugeln regelrecht „schwimmen“ kann.






Welches der ausgestellten Werke auch immer, man fühlt sich in eine andere Welt versetzt, kann sich aktiv daran beteiligen oder sie einfach nur auf sich wirken lassen. Wunderbar etwa das immersive Filmerlebnis „Film Ambiente“ (Marinella Pirelli), schön von aussen mit seinen wechselnden Projektionen, aber auch interessant, den Kubus mit seinen transparenten Paneelen zu betreten. All diese immersiven Werke schaffen ungewöhnliche Räume, die eine Schärfung und manchmal auch Desorientierung der Sinne bewirken. Und neben der unglaublichen Schönheit einiger Werke, macht der Ausstellungsbesuch grossen Spass.
Musée cantonal des Beaux-Arts PLATFORME 10, Place de la Gare 16, 1003 Lausanne, Schweiz – www.mcba.ch
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Das klingt spannend, wenn Lausanne nicht nur soweit weg wäre.
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Lausanne ist immer eine Reise wert. Ich bin da total gerne, von Zürich natürlich nicht so weit. Ich liebe die Region, das Lavaux, den Genfer See, den Blick auf die französischen Alpen, die mich immer so an die späten Bilder von Hodler erinnern. Love it! Herzlichst aus Zürich, A.
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💙
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