Die Baltischen Länder sind bekannt für ihre grosse Liebe zur Musik, vor allem zur Vokalmusik. Fast jeder – wenn er nicht tanzt – singt in einem Chor und regelmässig trifft man sich landesweit zu grossen Chor-Festivals und Competitions. Nun fand aus Anlass der 100jährigen Gründung der baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen (1918) länderübergreifend ein grosses Chorfest statt – wir hatten das grosse Glück, für eines der Konzerte in der Arena von Riga Karten zu ergattern – was für ein tolles Erlebnis!!!…
Im Rahmen dieses Jahrhundertjubiläums gibt es in Lettland ein 5 Jahre dauerndes Fest von Mai 2017 bis Januar 2021. In dieser Zeitspanne gibt es mehrere Gross-Events, welche die Geschichte und Tradition des Landes erzählen sollen. Eines der ganz grossen Ereignisse 2018 ist die „XXVI Song and XVI Dance Celebration“.
The Song and Dance Celebration is the greatest cultural masterpiece of the Latvian people and has withstood the test of time. The Celebration has become an Event of national and international importance, bringing together people of different generations and nationalities and uniting Latvians throughout the world. From the First Celebration in 1873 where 1000 Sängers participated, the Celebration have evolved into a powerful movement – around 40000 participants from 3421 Amateur Ensembles are preparing to participate in the XXVI Song and XVI Dance Celebration 2018.
Das Festival 2018 fand vom 30. Juni bis 8. Juli 2018 in Riga statt und beim Flanieren durch die Strassen in diesen Tagen, konnte man überall den Teilnehmern in ihren farbenfrohen Trachten und Kostümen begegnen – immerhin sind es 43000 Teilnehmer aus 118 lettischen Gemeinden und aus anderen Ländern. Hauptveranstaltungen sind das grosse Tanzfest im Daugava-Stadion mit 17000 Tänzern und das grosse Schlusskonzert auf einer Open-Air-Bühne, welches bis zum Morgengrauen dauern kann sowie das von uns besuchte Konzert mit Werken der eher klassischen lettischen Chorliteratur (u.a. Jurjanu Andrejs/Jazeps Vitols…), aber auch mit einigen zeitgenössischen Kompositionen der 2000er Jahre, welches auch im TV und als Livestream zu sehen war. Das vielseitige Programm reichte von einem Cellokonzert über Kantaten bis hin zu einer Uraufführung von Eriks Esenvalds (1977) mit einer 5köpfigen Schlagwerk-Solo-Besetzung. Die meisten Stücke des Konzertes waren Vokalmusik und wenn sich plötzlich mehrere tausend Chorsänger erheben und anfangen zu singen, so ist das ein sehr erhabener Augenblick. Einer der ganz grossen Momente gleich zu Beginn, wenn die komplette Arena sich erhebt, um gemeinsam unter dem überdimensionalen Baldachin in den rot-weissen Landesfarben die lettische Nationalhymne anzustimmen – da wurden einige Tränen verdrückt. Nach vielen Jahren der Okkupation durch die Sowjets ist zu spüren, dass man froh und stolz ist, seit 1991 wieder unabhängig zu sein.
Das war ein sehr bewegender Abend – musikalisch und emotional und eine grosse Freude, dass wir dabei sein konnten…