Ute Lemper gastierte mit ihrem Programm „Last Tango in Berlin“ am kleinen, aber feinen Stadttheater Schaffhausen – ein grossartiges Konzert einer faszinierenden Künstlerin. Zuletzt habe ich Ute Lemper in den 80er Jahren auf ihrer grossen „Life is a Cabaret“ – Tour gesehen – eine andere Welt. Das Musicalbusiness hat sie längst hinter sich gelassen, aber man spürt, dass diese (ebenfalls grossen) Jahre für Sie und ihren künstlerischen Werdegang prägend waren… Ute Lemper hat mittlerweile eine Auswahl an sehr interessanten Programmen im Repertoire („Brecht/Weill“, „Marlene Dietrich“, „Astor Piazzolla“, „Pablo Neruda“ und viele andere…) und zeigte an diesem Abend eine Auswahl aus diesen, dabei spannte sie einen Bogen vom Berlin der 20 Jahre über die 80er Jahre und den Mauerfall in Berlin bis in die heutige Zeit. Egal, ob sie Hollaender, Brecht/Weill, Piaf oder Leo Ferre singt und zwischendurch Geschichten und Anekdoten erzählt – man hängt ihr an den Lippen, man hört gebannt zu und ist fasziniert von Ute Lempers Interpretation und Verinnerlichung der Texte, Kontexte, Subtexte, Anekdoten. Sie wirkt lebenserfahren, routiniert, ja teilweise sogar weise und hat dennoch das Gefühl, dass sie den Abend einmalig und nur für uns gestaltet. Das für ihre Stimme so typische Vibrato ist immer noch vorhanden, früher hat es mich gestört, heute ist es für mich Teil ihrer Personality und unverkennbar Lemper. Sie erzählt von ihrem Telefonat mit der Dietrich während ihrer Zeit am Pariser Théâtre Mogador (in der legendären „Cabaret“-Inszenierung von Jérôme Savary), aber auch von den Umbrüchen in Deutschland während und nach des Mauerfalls und ihren prägenden Eindrücken, die grosse Gisela May mit Brecht am Schiffbauerdamm in Berlin erlebt zu haben. All das kam ihrer Entwicklung zugute und so ist Ute Lemper heute wohl international eine der ganz grossen Chanteusen, Diseusen, Chansonnières – wie auch immer man sie nennen mag. Ein sehr intensives und mitreissendes Konzert. Grossartig!!!
„Last Tango in Berlin“ – Ute Lemper und Vana Gierig (Piano), Victor Villena (Bandoneon), Romain Lecuyer (Bass)