chinese new year – Tonhalle MAAG 15.02.2018

Heute, am 16. Februar 2018 startet das Chinesische Jahr des Hundes – beim Neujahrsfest, dem wichtigsten chinesischen Feiertag werden die neuen Träume beschworen. Im Rahmen des Jubiläumsprogramms zum 150. Bestehen der Tonhalle Gesellschaft Zürich gab es am gestrigen Vorabend in der Tonhalle MAAG ein Konzert des Tonhalle-Orchesters mit YU LONG, einem der bekanntesten Musiker und Dirigenten Chinas. Im Programm standen Werke mit Bezug zur Peking-Oper und natürlich zum Frühlingsfest – mit dabei der junge Pianist ZHANG HAOCHEN aus Shanghai, die Sängerin WANG YI (vom Beijing Peking Opera Theater) und der russische Violinist MAXIM VENGEROV…

Dies war ein Konzert mit grossen Gegensätzen, musikalisch ein Abend mit immenser Bandbreite – von lyrischen, zartgliedrigen, chinesisch säuselnden Frühlingsmelodien bis hin zu fast schon filmischen Bombastklängen, ein Abend vieler Soli, angefangen bei den Holzbläsern, den Flöten, Harfe, aber auch selten gehörter Instrumente des Schlagwerks. Als Auftakt gab es ein kurzes Werk von Li Huanzhi, man wurde thematisch auf den Abend eingestimmt, stellenweise erwartete man förmlich, dass Prinz Sou-Chong gleich um die Ecke kommt. Im Anschluss das sehr lyrisch beginnende Klavierkonzert „Er Huang“, sehr intensiv gespielt von  Zhang Haochen, man spürt die Natur, das Erwachen des Frühlings, vom feingliedrigen Blättergesäusel bis zum starken Aufbrechen der Knospen, immer wieder fein ausgelotet vom Solisten. Sehr schüchtern nimmt er seinen wohlverdienten Applaus entgegen. Bravo!

Li Huanzhi (1919-2000) – „Spring Festival Overture“ / Qigang Chen (*1951) – „Er Huang“ für Klavier und Orchester (CH-EA) / Peking Opera – „The Drunken Beauty“ / Chen Gang (*1935) und He Zhanhao (*1933) – „Butterfly Lovers“ Violinkonzert / Fritz Kreisler (1875-1962) – „Tambourin Chinois“ op. 3 für Violine und Klavier

Nach kurzem Umbau dann ein fast 30 minütiger Ausschnitt aus „The Drunken Beauty“, sängerisch dargeboten von Wang Yi – im vollen Ornat – samt der für die Peking Oper typischen Wasserärmel. Interessant, neben der für westliche Ohren ungewohnten Laute, war es, die darstellerischen Feinheiten von Mimik und Gestik zu beobachten. Grossartig!!! Maxim Vengerov ist, auch in Zürich, kein Unbekannter. Sein Debüt in der Tonhalle gab er bereits 1998 (unter Mariss Jansons). Mit Yu Long und seinem Shanghai Symphony Orchestra musiziert Vengerov häufiger, unter anderem auch 2017 am Sommerfestival in Luzern. Zu hören gab es in der Tonhalle von ihm „Butterfly Lovers“, ein Violinkonzert von Chen Gang und He Zhanhao. Das Stück von 1959 ist eine Orchesteradaption einer chinesischen Legende – die Solovioline übernimmt hier die Rolle der Protagonistin, das Cello verkörpert den Geliebten. Vengerov spielt seinen Part mit überquellender Sinnlichkeit, mit geschlossenen Augen geht er in der Musik auf und fasziniert durch seine emotionale Virtuosität und grosse Ausstrahlung. Ein Stück mit prallem Überfluss an Gefühlen, an Höhen und Tiefen, zum Finale können die beiden Geliebten als Schmetterlinge davonfliegen. Als Zugabe dann noch das quirlig-fröhliche Stück „Tambourin Chinois“ von Fritz Kreisler.

Ein sehr kurzweiliges und hochinteressantes Programm. Das Publikum der gut verkauften Tonhalle – samt grossem Anteil der chinesischen Community – dankte den Künstlern mit begeistertem Applaus. Das war mal etwas wirklich Anderes. Ungewohntes, Spannendes im sonst üblichen westlichen Repertoire-Dschungel. Ein tolles Konzerterlebnis.

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