Maria Stuart und Elisabeth – Thalia Theater Hamburg/Theater Winterthur 04.10.2024

Was kann es an einem Freitagabend Besseres geben, als das Aufeinandertreffen der beiden königlichen Rivalinnen „Maria Stuart und Elisabeth“ in grandioser Besetzung? Das Thalia Theater Hamburg gastiert mit diesem Schlagabtausch von ANTÚ ROMERO NUNES in der schönen Interims-Spielstätte des Theater Winterthur..

Das Stück beginnt mit einem Blick in die Garderoben, mit einer filmischen Hommage an das Theaterleben, die beiden Protagonistinnen KARIN NEUHÄUSER und BARBARA NÜSSE sitzen in der Garderoben, bereiten sich auf ihren Auftritt vor, reden über dies und das, tauschen Privates aus, zitieren zwischendurch – wie beiläufig, ihren Schiller – rauchen, reden über ein Parfum – zwei absolute Theaterprofis, kurz vor ihrem Auftritt, man sieht sie durch die Gänge zur Bühne gehen und da sind sie, die Leinwand verschwindet, der Vorhang öffnet sich und auf der Bank, an einer Bushaltestelle sitzen sie in den grossartigen historischen Gewändern von VICTORIA BEHR: Maria Stuart (Karin Neuhäuser) und Barbara Nüsse als Elisabeth. Was folgt ist ein gut 60 Minuten dauernder Schlagabtausch. Die Kostüme, die Rollen sind rasch abgespielt, man kämpft als Frau gegeneinander, unabhängig von Rolle und Status, in legeren und bequemen Sportklamotten, die verbalen Spitzen im Versmaß jedoch bleiben und sind bis ins kleinste Detail akzentuiert gesetzt. Das sitzt und bleibt ein grossartiger Schlagabtausch bis zuletzt und wenn dann irgendwann, fast unmerklich und nebenbei, der Rollentausch stattfindet, so ist das ganz grosses Kino, live, Gott sei Dank. Denn ursprünglich entstand diese Produktion filmisch, ein Ergebnis der Corona-Pandemie und geplant als einer von drei Teilen des Triptychons „Ode an die Freiheit“ nach Schiller in der Inszenierung von ANTÚ ROMERO NUNES mit den beiden anderen Teilen „Kabale und Liebe“ sowie „Wilhelm Tell“. Da sitzen sie also, diese beiden Königinnen, trinken Bier und Champagner, essen Kekse, Bananen und Schokolade und liefern sich ihre Schillerschen Spitzzüngigkeiten, das ist messerscharf, witzig – das ist wunderbares Sprechtheater auf sehr hohem Niveau, was will man mehr an einem Freitagabend?

Foto: Armin Smailovic

Aktuell wird das Theater Winterthur renoviert und so spielt man im Kirchgemeinde- und Kongresshaus Liebestrasse, quasi gleich ums Eck‘ – ein sehr schöner Saal, ein interessantes Gebäude, mit schön gestaltetem Eingangsbereich und Foyer samt Bar, vielleicht alles etwas eng, aber eine liebevolle Interims-Spielstätte ist das allemal. Einzig die relativ laute Lüftung im Saal stört etwas, dennoch kann man froh sein, geht der Spielbetrieb reibungslos weiter und bietet – wie immer – interessante Gastspiele.

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