Bei seinem Erscheinen 1966 eine Sensation und auch heute immer noch ein spannendes Meisterwerk: „Kaltblütig“ (im Original „Cold Blood“) von Truman Capote. Ein Tatsachenbericht – eine „non-fiction novel“ – packend, atemberaubend, grossartig…
Im November 1959 geschieht in Holcomb (Kansas, USA) ein grausamer vierfacher Mord, mehrere Wochen später werden die beiden Täter Dick Hickock und Perry Smith gefasst, Truman Capote liest davon und beschliesst detailgenau zu recherchieren. Aufgrund seiner Gespräche mit der Polizei, der Familie, mit Freunden und Bekannten und sogar mit den beiden Tätern rekonstruiert er den Fall detailreich, minutiös und äusserst spannend. Capote erschafft damit ein neues Genre, den Tatsachenroman. Nimmt man das Buch zu Hand, mag man es gar nicht mehr weglegen, die Sogwirkung dieser Geschichte ist immens und erlaubt lesenswerte Einblicke in das Innenleben der Täter.
In Kansas wird eine von allen geachtete Familie auf ihrer Farm “kaltblütig” ermordet. Panik ergreift die Bürger der nahen Kleinstadt. Die beiden Täter werden schnell gefasst. Der Autor besucht sie im Gefängnis und notiert alles, was sie ihm berichten. Sein aufregender Tatsachenroman ist eine zeitlose Studie über die Psychologie des Verbrechens. (Rowohlt Verlag)
Truman begleitet die Täter bis zu ihrer Hinrichtung 6 Jahre später am Galgen. Der ursprüngliche Titel der ersten deutschen Übersetzung lautete „Wahrheitsgemäßer Bericht über einen mehrfachen Mord und seine Folgen“ und bringt es auf den Punkt. Mit diesem Werk hat Capote bewiesen, dass ein Tatsachenbericht ebenso spannend sein kann, wie eine fiktionale Erzählung. Kein Wunder, wurde der Stoff bereits mehrfach verfilmt und ist auch heute noch ein absoluter Pageturner. Sehr zu empfehlen!!!
„Kaltblütig“ von Truman Capote, 1975 (1966 im Original), Rowohlt Verlag, ISBN: 978-3-499-11176-1 (Werbung)
Zuletzt gelesen:
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Ich war hin und weg von diesem Roman. Die Schreibe ist zugleich packend und differenziert. Capote entwickelt eine Art Obsession für einen der beiden Täter, und ich habe schon gelesen, dass er sich von der sehr zwiespältigen Bekanntschaft mit ihm nie ganz erholt hat. Man spürt das an vielen Stellen zwischen den Zeilen, alles ist Sog und Schrecken zugleich.
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Ja, ging mir auch so. Tolles Buch! Herzlichst! A. aus Zürich
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