Arnon Grünberg – Amour Fou.

Beim Erscheinen sorgte dieser Roman in Holland für etwas Furore, vor allem, weil man den Autor Marek von der Jagt nicht kannte, er aber im Jahr 2000 den niederländischen Anton-Wachter-Preis für das beste Debüt erhielt und den Preis und das Preisgeld nie abholte. 2002 wurde das Geheimnis gelüftet und man wusste, es war das Pseudonym ARNON GRÜNBERGs. Mittlerweile ist der Roman auf Deutsch im Diogenes Verlag und unter seinem richtigen Namen verlegt…

Ich wollte schon immer mal etwas von Grünberg lesen, der Klappentext von „Amour Fou“ macht neugierig und ziemlich schnell wird mir beim Lesen klar, stilistisch mag ich das sehr, es hat Humor und stellenweise einen rabenschwarzen Witz der mir gefällt und doch bleibe ich nicht dran, verliere immer wieder die Lust weiterzulesen oder habe Schwierigkeiten mit dem Wiedereinstieg, dabei ist dieser Roman eher unkompliziert und sprachlich nicht sonderlich literarisch. Ich weiss nicht, woran es liegt…

Auf der Suche nach der ›Amour fou‹ begegnet der junge Philosophiestudent Marek van der Jagt in seiner Heimatstadt Wien Andrea und Milena. Er hofft, dass die Touristinnen aus Luxemburg ihn in die Geheimnisse der Liebe einweihen. Mareks Bruder Pavel erlebt eine wunderbare Nacht, doch Marek selbst macht eine frustrierende Entdeckung. (Diogenes Verlag)

Ich bin hin- und hergerissen von diesem Text, der mich stellenweise köstlich amüsiert, dann wieder an belangloses Geplapper erinnert oder mich schlichtweg langweilt. Gelesen habe ich ihn letztendlich doch mit Genuss, auch weil alle Protagonisten total überzeichnet sind. Ich mag das. Sämtliche Charaktere in dieser grossbürgerlichen Wiener Familie sind sehr exzentrisch, dabei hätte diese Mutter, diese Femme Fatale, die sich offensichtlich durch die ganze Wiener Gesellschaft vögelt, ausgereicht. Neben ihr kann Marek nur komplexbeladen sein junges Leben leben, sich auf das grosse Thema einer „Amour Fou“ fixieren. Der Roman bietet einiges, angefangen bei den Absurditäten des banalen Alltags, bis hin zu obsessiven Gedanken, wenn es um die Penislänge geht, um die sich im Grunde genommen für Marek dann alles dreht. Ich finde den Roman originell und witzig, habe aber am Ende doch festgestellt, dass die anfängliche Begeisterung sich nach dem letzten Satz schnell verflüchtigt. Ich kann nicht sagen, warum dieses leicht fade Gefühl zurück bleibt. Schade eigentlich.

„Amour Fou“ von Arnon Grünberg, 2016 (als Taschenbuch erschienen), Diogenes Verlag, ISBN: 978-3-257-24314-7 (Werbung)

Dieser Blog-Beitrag ist ohne eine vereinbarte Zusammenarbeit mit dem Verlag entstanden. Ich habe ein Rezensionsexemplar als Download kostenfrei zur Verfügung gestellt bekommen, wofür ich mich beim Diogenes Verlag sehr herzlich bedanken möchte. Meine Meinung blieb davon in jeglicher Art und Weise unbeeinflusst.

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