Meri Valkama – Deine Margot.

2021 mit dem Debüt-Preis der grössten finnischen Tageszeitung (Helsingin Sanomat) ausgezeichnet und in Finnland mehr als 65000 Mal verkauft, nun in der Frankfurter Verlagsanstalt auf Deutsch erschienen: „Deine Margot“ von Mari Valkama (*1980) – ein interessanter Plot, von der ersten bis zur letzten Seite….

„Deine Margot“ ist eine Spurensuche und ein spannendes Porträt der untergehenden DDR zugleich. Der Roman ist sehr interessante Literatur, weil der Blick auf diese Epoche eben nicht von „Wessis“ oder „Ossis“ kommt, sondern von einer wirklich externen Perspektive, von finnischen Protagonisten, die quasi Gäste, Auslandsjournalisten in der DDR sind und diese Zeit vor Ort erleben.

Der finnische Journalist Markus Siltanen zieht Anfang der 1980er Jahre mit seiner Familie von Helsinki nach Ostberlin, um dort für seine linksgerichtete Zeitung als Auslandskorrespondent zu arbeiten. Vilja, seine Tochter, verbringt ihre Kindheit in der geteilten Stadt, bis die Familie überstürzt nach Finnland zurückkehrt. Mit der Zeit lösen sich Viljas Erinnerungen an ihre Kindheit in Ostberlin auf, ähnlich wie das Land selbst. Jahre später findet Vilja nach dem Tod ihres Vaters ein verstörendes Konvolut von Briefen, unterzeichnet von einer mysteriösen Berlinerin mit dem Decknamen »Margot«, mit der ihr Vater eine leidenschaftliche Liebesbeziehung hatte. Vilja erkennt sich in dem »Kastanie« genannten Kind wieder, das in einer engeren Beziehung mit Margot gelebt haben musste. Aber welche? Und was wird verborgen? Vilja beschließt, die Unbekannte aufzuspüren, und reist nach 30 Jahren erstmals wieder nach Berlin, um Antworten zu finden. Die nach der Wende verwandelte Stadt bringt verschüttete Erinnerungen ans Licht, aber das Wichtigste scheint zu fehlen. Die spannungsgeladene Suche nach Margot reißt alle Gewissheiten ein und stellt infrage, was sie über Eltern und Kindheit zu wissen glaubte. (Frankfurter Verlagsanstalt)

Die in Helsinki lebende Autorin verbrachte einen Teil ihrer Kindheit in Ostberlin, studierte später an der Freien Universität Berlin, wo sie das Leben von Journalisten dokumentierte, die für die ehemalige DDR arbeiteten. Da ist es naheliegend, zu diesem Thema einen Roman zu verfassen, zumal sich hier unendlich viele einzelne Schicksale miteinander verknüpften. Ausser den erwähnten bekannten Politikern ist die Geschichte Fiktion, könnte sich aber wohl tatsächlich so zugetragen haben. Man ist gefesselt von der Geschichte, von der Spurensuche dieser jungen Frau, die nach dem Tod ihres Vaters Antworten auf drängende Fragen in der Vergangenheit ihrer Familie sucht. Es ist ein Famillienroman, erzählt ebenso vom Untergang der sozialistischen Ideologie, dabei ist der Roman weder moralisch wertend noch verurteilt er eine der Gesellschafts-, der Staatsformen. „Deine Margot“ ist ein Pageturner, auch wenn sich irgendwann gewisse Dinge abzeichnen und etwas vorhersehbar sind – dem Lesevergnügen tut dies in keinster Weise Abbruch. Eine packende, interessante Lektüre – sehr zu empfehlen.

„Deine Margot“ von Meri Valkama, 2024, Frankfurter Verlagsanstalt, ISBN: 978-3-627-00316-6 (Werbung)

Dieser Blog-Beitrag ist ohne eine vereinbarte Zusammenarbeit mit dem Verlag entstanden. Ich habe ein Rezensionsexemplar kostenfrei zur Verfügung gestellt bekommen, wofür ich mich bei der Frankfurter Verlagsanstalt sehr herzlich bedanken möchte. Meine Meinung blieb davon in jeglicher Art und Weise unbeeinflusst.

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15 Kommentare

    1. arcimboldis_world

      Liebe Constanze, ich bin eben im Westen (in der Nähe des Zonenrandgebietes) aufgewachsen und hatte immer nur diese Wessi-Perspektive, ich finde „Deine Margot“ eben genau deshalb so interessant, weil eben nicht das übliche schwarz-weiss… herzlichst aus Zürich. A.

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