Anthony McCarten – Going Zero.

Mit „Going Zero“ hat der neuseeländische Schriftsteller Anthony McCarten einen Thriller veröffentlicht, der aktueller nicht sein könnte. Fasziniert und gleichzeitig entsetzt liest man – in eine spannende Story verpackt – von der heutigen weltweiten Überwachung, die schon lange keine Dystopie mehr ist, sondern unseren Alltag bestimmt…

Es geht um die totale Überwachung, es geht um das Zusammenspiel von privaten Unternehmen, die sich auf das Sammeln von Daten spezialisiert haben (Google und Facebook lassen grüssen….), nun allerdings gemeinsam mit staatlichen Institutionen, wie dem CIA, zusammenarbeiten. Der Plot ist deswegen etwas beängstigend, weil längst Alltag. McCarten ist Schriftsteller, Drehbuchautor, Dramatiker und Filmproduzent. International bekannt wurde er (gemeinsam mit Stephen Sinclair) mit „Ladies‘ Night“. Zuletzt erschien von ihm 2019 „Two Popes“ – verfilmt mit Anthony Hopkins und Jonathan Pryce.

Zum Wohl der nationalen Sicherheit hat die CIA in Zusammenarbeit mit Silicon-Valley-Wunderkind Cy Baxter ein ultimatives Überwachungsprojekt entwickelt. Zehn Personen sind für den letzten Betatest ausgewählt worden, bei dem es darum geht, alle Datenspuren auf null zu reduzieren und 30 Tage unentdeckt zu bleiben. Eine von ihnen ist, als vermeintlich leichte Beute, die als Erste gefunden werden würde, eine unauffällige Bibliothekarin aus Boston. Doch Kaitlyn Day schafft es, die Jägerteams immer wieder zu überraschen, und erweist sich als talentierter als alle anderen Spielteilnehmer. Für sie geht es um viel mehr als 3 Millionen Preisgeld. (Diogenes Verlag)

Von der ersten bis (fast) zur letzten Seite ist „Going Zero“ absolut spannend, die Figuren erinnern an Elon Musk, Mark Zuckerberg und Jeff Bezos, die ohne Rücksicht auf Verluste ihre Unternehmen führen, Daten im grossen Stil sammeln und diese auswerten – die Menschen sind nur noch eingeteilt in Zielgruppen, nichts bleibt mehr im Verborgenen. Im Zusammenspiel mit der CIA werde wir abgehört, überwacht, als Individuen ausgelöscht. All das wird erschreckend real beschrieben, ist keine Dystopie mehr, „1984“ von George Orwell ist längst Realität, wir wissen das, wollen es wohl nicht wahrhaben. Hat man sich vor vielen Jahren noch über Datenerhebungen via Volksbefragung aufgeregt, sich dem verweigert, gibt heute (fast) jeder freiwillig sehr private Daten auf social media preis, ohne dies grossartig zu hinterfragen. In „Going Zero“ erfährt man, welche Techniken heutzutage wohl bereits angewendet werden und unser Leben bestimmen. All dies eingebettet in eine absolut spannende, glaubhafte Story, die erst zum Schluss etwas an Drive verliert, sich aber ingesamt als absoluter Pageturner erweist. Das ist grosses und gleichzeitig beängstigendes Lesevergnügen und man kann sicher sein, dass es zeitnah eine Verfilmung geben wird.

„Going Zero“ von Anthony McCarten, 2023, Diogenes Verlag, ISBN: 978-3-257-07192-4 (Werbung)

Dieser Blog-Beitrag ist ohne eine vereinbarte Zusammenarbeit mit dem Verlag entstanden. Ich habe ein Rezensionsexemplar kostenfrei zur Verfügung gestellt bekommen, wofür ich mich beim Diogenes Verlag sehr herzlich bedanken möchte. Meine Meinung blieb davon in jeglicher Art und Weise unbeeinflusst.

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