Graham Norton – Ein irischer Dorfpolizist.

Graham Norton – auch über Grossbritannien hinaus bekannt als Comedien, Talkmaster und Schauspieler hat seinen ersten Roman veröffentlicht. Normalerweise bin ich bei derartigen Ausflügen in ein anderes Genre eher skeptisch (Schauspieler macht Musik, Schauspieler schreibt ein Buch….) – „Ein irischer Dorfpolizist“ ist jedoch äusserst gelungen und eine schöne kurzweilige Lektüre…

Nortons Debüt-Roman „Ein irischer Dorfpolizist“ wurde auch prompt mit dem Irish Book Award 2016 ausgezeichnet und schafft es, eine tragische Geschichte mit einem Kriminalfall und vielen skurrilen Gegebenheiten zu verbinden – das liebe ich an britischer Literatur. Bereits der erste Absatz zu Beginn hat mir sehr gut gefallen und lässt erahnen, auf was man sich literarisch freuen darf… – eigenbrötlerische skurrile Persönlichkeiten, die man sofort ins Herz schliesst, zum Beispiel die Hauptfigur Sergeants PJ Collins, der seit seiner frühen Jugend mit Gewichtsproblemen zu kämpfen hat….

Es war in der Einwohnerschaft von Duneen weitgehend akzeptiert, dass, sollte ein Verbrechen geschehen und es Sergeant Collins gelingen, den Täter festzunehmen, dieser Verhaftung, wohl kaum eine Verfolgung zu Fuss vorausginge. Die Leute mochten ihn durchaus, und es gab im Grunde keine Beschwerden, aber es sorgte dennoch für einige Beunruhigung, dass die Sicherheit im Dorf von einem Mann abhing, dem schon beim Gang zur Kommunion der Schweiss ausbrach.

(Beginn, Kapitel 1)

Der Roman zeigt viele tragische Figuren, wenig glückliche Menschen und über allem schwebt ein Hauch Melancholie. Und dennoch versprüht er auch immer etwas Hoffnung, selbst wenn die meisten Personen nichts daraus machen. Graham Norton schafft es, aus dieser Melange einen klassischen „Who dunnit?“ zu kreieren, der ein wahrer Pageturner ist, man möchte das Buch gar nicht zur Seite legen. Das liegt nicht nur an der Geschichte, sondern vor allem an den äusserst spannenden und teilweise vielschichtigen Protagonisten.

Die Nr. 1 aus Irland: Ein Kriminalroman und gleichzeitig eine berührende Geschichte über Liebe, Geheimnis und Verlust, mit einem dunklen Grundton, leisem Humor und einer großen Liebe zu allen Figuren. Sergeant PJ Collins ist nicht dick, er ist fett. PJ gerät schnell ins Schwitzen und schnell aus der Puste, er hat in dem verschlafenen Kaff Duneen aber zum Glück auch nicht viel zu tun. Das ändert sich, als bei Schachtarbeiten menschliche Überreste gefunden werden. Im Dorf ahnen alle gleich, wessen Knochen das sein müssen: Tommy Burke, verschwunden vor zwanzig Jahren, genau an dem Tag, an dem sich seine Verlobte und seine Geliebte auf dem Marktplatz prügelten. PJ geht daran, die Frauen zu befragen – beide immer noch unglücklich und ungeliebt. Und begeht dabei einige schwer verzeihliche Fehler. Der aus Cork angereiste Kriminalkommissar hält den Dorfsheriff sowieso für eine Niete. Doch er irrt sich.

(Kindler Verlag)

Die Auflösung am Ende des Buches lässt hoffen, dass es weitere (Kriminal)Romane um Sergeant PJ Collins geben wird. Das würde mich sehr freuen.

„Ein irischer Dorfpolizist“ von Graham Norton, Kindler-Verlag, 2017.

4 Kommentare

  1. Matilda in der Oper

    Hallo lieber Adrian, deine Vorbehalte gegen schreibende Comedians räumst du vielleicht weiter aus, wenn du „Born a Crime“ von Trevor Noah liest. Auch das Hörbuch (von TN selbst eingelesen) macht Freude. Vielleicht probierst du es – trotz deiner Vorbehalte auch hier – mal aus. Ein Tipp für ne weitere irische Kriminalgeschichte zum Schmunzeln? Bogmail von Patrick McGinley.
    Bin schon gespannt, ob und wie du hier demnächst Michael Ondaatjes „Warlight“ besprichst.

    Gefällt 2 Personen

    1. arcimboldis_world

      Hello zurück am Sonntagnachmittag….. – „Bogmail“ habe ich gelesen, das hat mir auch super gut gefallen. Von Ondaatje bin ich kein so grosser Fan, aber wenn es eine Empfehlung von Deiner Seite ist……. – 🙂 Liebe Grüsse!

      Like

Hinterlasse eine Antwort zu arcimboldis_world Antwort abbrechen