Angelika Klüssendorf – Das Mädchen.

So beeindruckt hat mich schon lange kein Buch mehr – klare Sprache und erschütternde Deutlichkeit einer schrecklichen und lieblosen Kindheit im Osten der Republik. Eher nebenbei, aber dennoch auf Empfehlung, erworben, hat mich das dünne Bändchen von Angelika Klüssendorfs Roman „Das Mädchen“ von Anfang an gepackt und mitgenommen…

Nun kann ich es kaum erwarten die beiden Fortsetzungen „April“ und „Jahre später“ zu lesen. Was ist mit diesem Mädchen passiert? Ich will, ich muss, das schnellstmöglich wissen. Als Leser kann man es fast am eigenen Leib spüren, das scheint wohl autobiographisch zu sein – so drastisch, deutlich und klar wird diese unglückliche Kindheit erzählt – erschreckend in seiner fast schon sachlichen Erzählweise, ohne jegliche Empathie. Eine Kindheit ohne ehrliche Zuneigung und Liebe, eingebettet in der vermeintlichen Sicherheit und Geborgenheit des Sozialismus der 70er Jahre in der DDR, drangsaliert vom bürokratischen Staatsapparat, tyrannisiert von der gefühlskalten Mutter. Diese kümmert sich nur um sich und ihre zahllosen und unglücklichen Männerbekanntschaften und Alkohol-Eskapaden, die Kinder sind eher ungewolltes, nebensächliches Übel und Last. Ein auf und ab an Gefühlen – Zuckerbrot und Peitsche. Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung. Doch das Mädchen boxt sich durch und erkämpft sich eine eigene Welt und sucht die (Zu)Flucht – unter anderem – in der Literatur und in Erfolgserlebnissen (= Anerkennung) bei Ladendiebstählen. Das berührt sehr und hat eine derartige Sogwirkung, dass man das Buch kaum aus der Hand legen will, gleichzeitig ist man verstört über eine derartige Kindheit.

Angelika Klüssendorf, geboren 1958 in Ahrensburg, lebte von 1961 bis zu ihrer Übersiedlung 1985 in Leipzig; heute lebt sie in der Nähe von Berlin. Sie veröffentlichte unter anderem die Erzählungen »Sehnsüchte« und »Anfall von Glück«, den Roman »Alle leben so«, die Erzählungsbände »Aus allen Himmeln« und »Amateure«.

(Biografie Angelika Klüssendorf, KiWi-Verlag)

Ich kann dieses Buch jedem Leser sehr ans Herz legen.

„Das Mädchen“ von Angelika Klüssendorf, Verlag Kiepenheuer & Witsch, 2011

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