Illinoise – St. James Theatre New York 09.05.2023

Sicherlich trifft diese Show nicht jedermanns Geschmack und ist eher ungewöhnlich inmitten der grossen „Blockbuster“ am Broadway: „Illinoise“ – das Coming-of-Age – Dance Revue Musical mit der Musik des gleichnamigen Konzept-Albums von 2005 von SUFJAN STEVENS. „Illinoise“ ist grossartig und sehr bewegend…

Nach Try-Outs in Chicago und einer kurzen Zeit am Off-Broadway läuft „Illinoise“ seit April im eher kleinen und intimen St. James Theatre in der 44th Street. Das Buch und die Idee stammen von JUSTIN PECK (Resident Choreographer and Aristic Supervisor des NYCB) und JACKIE SIBBLIES DRURY. „Illinoise“ ist ein Tanzstück, kommt komplett ohne Dialoge aus und erzählt die einzelnen Geschichten auf wunderbare Weise, nimmt mich als Zuschauer schon nach kurzer Zeit gefangen, zieht mich hinein, bewegt mich sehr. Die Songs zitieren Plätze, Personen und Ereignisse die mit dem U.S. Staat Illinois in Verbindung stehen, wie etwa „They are night Zombies!“ Bezug auf Geisterstädte nimmt oder „The Man of Metropolis steals our Hearts“ auf den amerikanischen Mythos Superman. Der Cast besteht aus 12 Tänzer:innen, 3 Sänger:innen (grossartig: ELIJAH LYONS, SHARA NOVA und TASHA VIETS-VANLEAR) sowie 12 Musiker:innen (inkl. dem musikalischen Leiter). Es ist eine relativ kurze Show von 90 Minuten ohne Pause und die Spielzeit ist bis zum Sommer 2024 zeitlich begrenzt. Im Gegensatz zu seinen Choreographien für das NYCB, die wir vor ein paar Tage im Lincoln Center gesehen haben (und die ich ziemlich belanglos fand), schafft Peck es bei „Illinois“ sämtliche Emotionen der Personen zu choreographieren, in die Bewegungen zu übertragen und ihre individuellen Storys zu erzählen. Neben temporeichen Nummern gibt es auch ein wunderbares Pas de Deux von zwei Männern (Henry: RICKY UBEDA mit seinem besten Freund Carl: BEN COOK) und als wohl eines der Highlights eine famose Tap-Dance-Nummer (BYRON TITTLE). Das Stück ist so simpel wie grossartig und funktioniert wunderbar. Henry, ein sehr schüchterner junger Mann stösst auf eine Autorengruppe in einem Maisfeld, es ist ein Sommercamp. Jedes Gruppenmitglied teilt stillschweigend seine Ängste, Träume, seine Lebensgeschichte, die sie alle in ihren Tagebüchern festgehalten haben. Bei Henry geht es um eine vergessene Freundschaft, um sein Coming Out, die erste grosse Liebe. Auch wenn ich zu Beginn ein wenig skeptisch war, hat mich die Show absolut mitgerissen. „Illinoise“ nimmt die Zuschauer mit auf eine ganz spezielle, ja fast schon persönliche Reise und lebt nicht von künstlich angerührten Emotionen, es ist diese Einfachheit, diese Schlichtheit der Geschichten, mit denen jeder im Saal sich wohl identifizieren kann. Schön!

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