Messa da Requiem/Ballett Zürich – Oper Zürich 28.03.2024

CHRISTIAN SPUCKs wundervolle Produktion „Messa da Requiem“ von 2016 ist immer wieder – immer noch – ein bewegendes Erlebnis, hervorragend gealtert, zeitlos. Aktuell ist sie als Wiederaufnahme in hervorragender Besetzung im Opernhaus Zürich zu sehen…

Die Koproduktion der Oper Zürich und des Ballett Zürich markiert einen Meilenstein von Spucks Schaffen und war 2023 auch in Amsterdam, Berlin, Adelaide, Helsinki und Toronto zu sehen. Während seiner Direktion des Ballett Zürich war dies die erste gemeinsame Arbeit zwischen dem Ballettensemble und dem Musiktheater, es folgten weitere grossartige Arbeiten wie „Winterreise„, „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“ oder „Monteverdi„. Die eindrucksvollen Tableaus sind sehr bewegend, Verdis kraftvolle Musik immer wieder grossartig zu hören, der Bühnenraum von Christian Schmidt lässt kein Entrinnen zu, der Tod und die Lebenden sind allgegenwärtig und gemeinsam eingeschlossen. Es gibt kein Entkommen. Zuletzt, wenn sich der Plafond über die Szene senkt und eine zusammengekauerte Gestalt zurücklässt, erkennt man das ganze Ausmass des Todes, diesen unveränderbaren Lauf des Lebens. Spucks Bilder faszinieren mich immer noch und bewegen sehr, ich kann mich noch an die erste besuchte Vorstellung dieser Produktion im Januar 2017 erinnern, die mich sehr erschüttert, bewegt, zu Tränen gerührt hat. Aktuell tanzt ein fast komplett neues Ensemble Spucks Produktion, hervorragend einstudiert von KATJA WÜNSCHE UND JEAN-FRANÇOIS BOISNON mit sehr starken Solisten. Besondern stechen natürlich immer wieder GIULIA TONELLI, BRANDON LAWRENCE (grossartig und kraftvoll beim Dies Irae), INNA BILASH, JESSE FRASER UND ELENA VOSTROTINA ins Auge, sehr markant mit den langen Haaren RUKA NAKAGAWA. Musik und Tanz sind in dieser Umsetzung gleichberechtigt, agieren gemeinsam, in einigen Sequenzen jedoch auch unabhängig, dies immer absolut stimmig, Spuck erzählt keine Handlung, schafft stattdessen berückend schöne Bilder, die sich einbrennen und lange nachhallen. Musikalisch bleiben neben KRASSIMIRA STOYANOVA (Sopran) und STEPHEN COSTELLO (Tenor) vor allem AGNIESZKA REHLIS (Mezzosopran) und der wundervolle Bass von ALEXANDER VINOGRADOV im Ohr. Der Zürcher Opernchor, samt Zusatzchor und Chorzuzüger:innen ist erstaunlich gut und auf dem Punkt (das ist nicht immer so, ich weiss, ich wiederhole mich…. – Einstudierung: ERNST RAFFELSBERGER) und von Christian Spuck dankenswerterweise dezent ins Dunkel und am Rand des Raumes platziert. Die Lichtgestaltung von MARTIN GEBHARDT muss unbedingt erwähnt werden, sie trägt sehr zum Gesamteindruck bei. MARCO ARMILIATO (dessen „La Rondine“ in Zürich ich hinreissend fand) dirigiert einen kraftvollen und aufbrausenden Verdi, der – für meinen Geschmack – auch in der Dynamik richtig dosiert war, dennoch auch viele zärtliche Momente bereithielt, sehr berührend das „Lacrimosa“ und natürlich das finale „Libera me“. Verdiente und langanhaltende Standing Ovations für diese wunderbare Produktion. Immer wieder bewegende 90 Minuten. Bravi!

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Timekeepers: Tankard/November/Nijinskaja – Ballett Zürich 02.02.2024

Walkways: W. McGregor/C. Marston/J. Robbins – Ballett Zürich 01.01.2024

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Nachtträume – Ballett Zürich Wiederaufnahme 04.11.2023