Albrecht/Helmchen: Beethoven/Strauss – Oper Zürich 17.12.2023

Nach dem fulminanten Konzert mit Wayne Marshall und Gershwin in der Tonhalle, zwei Tage später das absolute Kontrastprogramm auf der Opernhaus-Bühne mit MARTIN HELMCHEN und Beethovens 5. Klavierkonzert sowie Strauss‘ „Sinfonia domestica“ unter MARC ALBRECHT…

Nach dem wunderbaren Dirigat von Albrecht für die Neuinszenierung der „Turandot“ in der letzten Spielzeit, konnte ich gar nicht anders, als dieses Konzert zu besuchen, zudem ist Beethovens 5. Klavierkonzert immer ein Vergnügen. Und an diesem Abend mit Martin Helmchen am Klavier ein ziemlich ungewöhnlicher Hörgenuss. Nach dem eher staatsmännisch, fast schon höfisch klingenden Allegro folgt ein wundervolles, irgendwie vergeistigtes Adagio (zumindest macht Helmchen diesen Eindruck). Helmchen spielt durchgehend kraftvoll und begeistert mit so vielen Facetten, von kraftvollen Anschlägen bis eben hin zu hauchzarten Momenten, die sehr berühren. Der Schlusssatz dann wieder eher feierlich und heiter. Albrecht und Helmchen im Zusammenspiel sind schön zu beobachten, gehen aufeinander ein, nehmen sich wahr, auch wenn man oftmals das Gefühl hat, Helmchen schwebt in anderen Sphären, erstaunlich diese Wandelbarkeit innerhalb eines Konzertes. So habe ich dieses Werk noch nie wahrgenommen, ich bin mir aber noch nicht sicher, ob ich diese irgendwie „nüchterne“ Interpretation mag, interessant war es auf jeden Fall. Als Encore spielt Martin Helmchen Bachs Choral „Ich ruf zu Dir, Herr Jesu Christ“.

Ludwig van Beethoven: Klavierkonzert Nr. 5 Es-Dur op. 73 – Encore Martin Helmchen: Johann Sebastian Bach: „Ich ruf zu Dir, Herr Jesu Christ“ (Choral) – Richard Strauss: Sinfonia domestica op. 53

Nach der Pause hören wir die sinfonische Dichtung „Sinfonia domestica“ (Uraufführung 1904 in der New Yorker Carnegie-Hall), ein Werk des jungen Richard Strauss und eher selten in den Konzertsälen zu hören.

Auf der Bühne eine Riesenbesetzung mit gut 100 Musiker:innen, zu hören typische Strauss-Klänge, jedoch insgesamt – wie ich finde – ein eher langweiliges Werk, konventionell, fast schon etwas bieder und weniger beeindruckend als die früheren Tondichtungen oder natürlich alles, was danach kommt. Aber eben, wann hat man schon die Möglichkeit, dieses Werk live zu erleben. Marc Albrecht am Pult der PHILHARMONIA ZÜRICH ist eher zurückhaltend in der Dynamik, das ist wohltuend und lässt somit genug Raum für die vielen kleinen solistischen Momente. Gemäss Strauss ist die „Sinfonie domestica“ ein Spiegel seiner Familie und so vernimmt man neben ruhigen, fast schon träumerischen Passagen, auch einiges an Sturm und Gewitter, wo der Haussegen wohl eher schief hing. Strauss hat also sein ganz privaten Familienleben vertont und in die Öffentlichkeit getragen. Zur Zeit der Entstehung ungewöhnlich, heute durch social media eher der Alltag.

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