Ein kleines feines Stück Poesie zum Thema Bühnennebel hat – der in Zürich geborene Theaterkünstler – Thom Luz mit seinem neuen Stück in die Halle der Gessnerallee gezaubert. Unaufgeregt und mit leisen Tönen erzählt er die Geschichte eines Unternehmens der Bühnennebel-Branche, das passt wie angegossen in diesen Raum und bezaubert und umwabert den Zuschauer wunderbar leicht-schwebend ganze 90 Minuten lang…
Mit einem ätherisch klingenden, fast gehauchten Song namens „a long time ago“ – ist es ein Märchen oder ist es ein Bühnennebel-Gospel ? – startet das Stück langsam und nimmt sich die Zeit, die es für das Medium Nebel eben braucht. Und mit dem selben Tempo verlässt das Thema zum Schluss den Raum auch wieder. Was bleibt ist ein flüchtiger – eben nebulöser – Eindruck. Unprätentiös im Grunde und dennoch nachhaltig und berührend. Thom Luz erzählt eine kleine und feine Geschichte, stellt aber gleichzeitig auch das Thema Vergänglichkeit in den von ihm gestalteten Raum:
Eine zeitgenössische Geschichte mit magischem Ende.
Die Geschäfte laufen schlecht in der kleinen Nebelmaschinenfabrik am Rand der Stadt. Die Auftragslage ist dürftig, in der gegenwärtigen Situation möchte niemand mehr Maschinen kaufen, die im Kern nichts produzieren. Der Chef und seine Mitarbeiter – sein Sohn, eine unbezahlte Praktikantin sowie musikalisches Personal zur Nebelvertonung bei Verkaufspräsentationen – stehen ratlos im Showroom und überlegen stumm, wie man wohl die Zukunft überleben könnte. Um finanziell über die Runden zu kommen sind neue Ideen gefragt, neue Bilder, neue Lösungen. Die Belegschaft beginnt zu experimentieren: Wasserfälle, Planetenringe, leuchtende Nebelmeere und berühmte Skulpturen von Rodin und Giacometti, Böcklins Toteninsel mit Ruderboot, alles aus Nebel nachgebaut. Flüchtig zwar – aber immerhin. Der gesamte Maschinenpark und sämtliches Nebelwissen aus 225 Jahren Firmengeschichte wird aufgefahren, vor den Augen der sporadisch vorbeischauenden Laufkundschaft entstehen Bilder von flüchtiger Opulenz und handwerklichpraktischer Sinnfreiheit. Ob sich aber die Zukunft der Firma mit derart vergänglichen Kurzschönheiten retten lässt steht buchstäblich in den Wolken. Man wird es sehen – oder eben nicht.
(Programmheft Theaterhaus Gessnerallee)
Das wunderbare Ensemble besteht aus Sigurður Arent Jónsson, Fhunyue Gao, Samuel Streiff und am Cello Mara Miribung sowie an der immer wunderbar klingenden Celesta Mathias Weibel, der auch die musikalische Leitung innehat. Das Stück selbst ist eine Collage aus verschiedenen Medien, Toneinspielungen, Musiken (Madrigale, a capella, mehrstimmige Chorsätze) und Text und eben Bühnennebel in allen Formen und Variationen – vom schweren Bodennebel bis hin zu grossen wolkenbildenden Schwaden und ätherisch im Raum stehenden zerrissenen Fetzen – schön ist das anzusehen und voll vergänglichem Zauber. Und genau das macht diese Produktion aus – diese leichte Flüchtigkeit, die über allem liegt. Das ist auch der Eindruck, den man als Zuschauer mit nach Hause nimmt. Wunderbar.
Weitere Vorstellungen unter anderem auf Kampnagel (Hamburg) im August und erneut in der Gessnerallee in Zürich im Oktober…
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