Le comte Ory – Oper Zürich 04.01.2018

Die Geschichte ist ganz schnell erzählt: Ein liebestoller Aristokrat verkleidet sich, um eine von ihm begehrte Frau (die ihn nicht liebt) zu treffen und zu verführen. Und das gleich zwei mal – einmal vor der Pause und einmal nach der Pause. Einmal als Eremit und einmal als Nonne. Sämtliche Frauen des Ortes haben ein Keuschheitsgelübde abgelegt, da ihre Männer im Krieg sind. In der Oper Zürich dauert das insgesamt knapp 3 Stunden und ist ganz amüsant… Die grossenteils spritzige Inszenierung von Moshe Leiser und Patrice Caurier in der Ausstattung von Christian Fenouillat hilft einem, diesen Abend der Koloraturen zu überstehen. Natürlich muss man Rossini mögen und das meist alberne Handlungsgeplänkel. „Le Comte Ory“ stand seit langer Zeit auf meiner Opernwatchlist (denn das Werk findet sich ja nicht so häufig auf den Spielplänen) und ist hiermit für immer abgehakt, ausserdem hat man ja einen Grossteil der Musik bereits gehört, wenn man eine Vorstellung von „Il viaggio a Reims“ besucht hat, denn der grosse Meister des Belcanto hat einfach viele Nummern mehrfach verwurstet und verbraten… ist nicht so schlimm, klingt eh alles irgendwie ähnlich. Man merkt: ich bin kein grosser Fan von Rossini. Allerdings nach dieser Vorstellung einmal mehr ein Fan von Cecilia Bartoli. Meine erste Begegnung mit ihr hatte ich 1994 an der Bayerischen Staatsoper als Cenerentola in der Inszenierung von Jean-Pierre Ponnelle. Das war beeindruckend damals mit dieser noch jungen und gerade durchstartenden Sängerin. Und das ist mir immer noch wunderbar in Erinnerung und auch als Comtessa Adéle ist und bleibt sie einfach die herausragende Figur des Abends. Ebenfalls haften bleiben Rebeca Olvera in der Hosenrolle des Isolier, Liliana Nikiteanu als Ragonde und natürlich der derzeit sehr gefragte Tenor Lawrence Brownlee als Comte Ory (herrlich komisch in seiner aufdringlichen Anmache im Disco-Wohnwagen mit roten Lurexwänden und Leopardenfell als Sofabezug). Diego Fasolis am Pult und Frau Bartoli sind ein eingespieltes Team, beide sehr erfahren mit Stücken wie diesem und so perlt es wunderbar leicht auch aus dem Graben. Die beiden Regisseure haben die Handlung in eine französische Kleinstadt in den Sechzigern verlegt, es herrscht noch Prüderie, aber man spürt eine Aufbruchsstimmung in ein neues (sexuelles) Zeitalter. Die stärksten Momente des Abends sind die Momente der Bartoli, hier sieht man hin und hört zu, bevor man dann ein wenig weiter vor sich hin dämmern kann, während der Rossini vor sich hin plätschert. Eigentlich hatte ich noch vor, demnächst (ebenfalls in Zürich) „La Scala di seta“ zu sehen, aber ich glaube mein Bedarf an stundenlangem Rossini-Geplänkel ist vorerst gedeckt…

„Le Comte Ory“ von Giaochino Rossini (1792-1868)

 

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