Walkways: W. McGregor/C. Marston/J. Robbins – Ballett Zürich 01.01.2024

Nach der fulminanten Silvestersause mit Offenbachs „Orphée aux enfers“ in Lausanne, starte ich gleich am 1. Januar mit „Walkways“ – dem ersten Ballettabend der neuen Zürcher Ballettchefin CATHY MARSTON – ins neue Jahr. Zwar hatte ich bereits die Premiere vom 6.10.23 besucht, aber ein Triple Bill Tanzabend an Neujahr ist ein guter Jahresbeginn, zudem sind es die letzten beiden Vorstellungen dieser Produktion in der Saison 2023/2024…

Und alleine schon wegen der live gespielten „Glass Pieces“ von Philipp Glass lohnt sich der Besuch dieser drei komplett unterschiedlichen Arbeiten. Drei so grundverschiedene Choreographien hintereinander zu sehen, eine derartige auch technische Bandbreite der Tänzer:innen – das ist toll. Alles überstrahlt für mich einmal mehr die wunderbare ELENA VOSTROTINA, sowohl in Cathy Marstons „Snowblind“ (als Zeena) als auch gemeinsam in absoluter Harmonie mit BRANDON LAWRENCE im Pas de deux des 2. Satzes der Glass Pieces von Jerome Robbins. Nach dem Opener „Infra“ von Wayne McGregor, einer sehr technischen, fast schon kühlen Arbeit, folgen dann die grossen Emotionen in Marstons „Snowblind“ nach dem Roman Edith Whartons, auch wenn ich die Kostüme – nach wie vor – hausbacken und die Ensemblemomente (Schneesturm…) etwas geschmäcklerisch finde, so ist diese toxische Dreierkonstellation Zeena/Ethan/Mattie (VOSTROTINA/LAWRENCE/NAKAGAWA) und hier vor allem der Schluss wieder sehr berührend. Was für ein unglaublich tolles Bild es doch ist, wenn sich über die drei untrennbar ineinander verschlungenen Menschen die Dunkelheit senkt.

Bei „Infra“ bleibt vor allem erneut MAX RICHTER in Erinnerung. Ich mag die kühle Gelassenheit, die sie ausstrahlt und ihre Perfektion bis ins kleinste Detail. Der Kontrast der ersten beiden Arbeiten von WAYNE MCGREGOR und CATHY MARSTON zu JEROME ROBBINS „Glass Pieces“ von 1983 ist wirklich krass – interessant vor allem zu sehen, wie sehr sich Tanz seit dieser Zeit verändert hat, von den Kostümen ganz zu schweigen, das Stück an sich ist gut gealtert, immer noch sehenswert, gibt aber vor allem einen Einblick, was und wie Tanz in einer vorgehenden Epoche war – immerhin 40 Jahre her seit der Uraufführung. Die betörende Musik von Glass ist einmal mehr der absolute Burner, am Pult der PHILHARMONIA ZÜRICH: DANIEL CAPPS. Ingesamt bleibt das Gefühl, dass dieses doch sehr starke Ensemble mittlerweile zusammengewachsen ist, auch wenn einige unsaubere Momente – vor allem in den Linien und Reihungen bei den „Glass Pieces“ – mich stören. Bin ich pingelig? Kann sein. Anyway. Gespannt sein darf man auf den nächsten Triple Bill – Abend: „Timekeepers“ mit Choreographien von Meryl Tankard, Mthuthuzeli November und Bronislawa Nijinska – Premiere ist am 20. Januar 2024. Auf ins neue Jahr!

Meine Eindrücke bzw. meinen Blogpost zur Premiere vom 6. Oktober 2023 kann man hier nachlesen: WALKWAYS.

Zuletzt besuchte Ballett/Tanz-Produktionen:

Alonzo King Lines Ballet: Deep River – Theater Winterthur 22.12.2023

Introdans: Fall/Pure/Kaash – Theater Winterthur 23.11.2023

La Veronal: Sonoma – Theater Winterthur 11.11.2023

Florentina Holzinger: TANZ – Theaterhaus Gessnerallee 10.11.2023

Nachtträume – Ballett Zürich Wiederaufnahme 04.11.2023

Estévez & Paños: La Confluencia – Suma Flamenca 2023/Teatros del Canal Madrid 22.10.2023

Walkways: W. McGregor/C. Marston/J. Robbins – Ballett Zürich Premiere 6.10.2023

Explosiv! (Foniadakis/Ekman) – Ballett Basel 16.06.2023

The Cellist (Cathy Marston) – Ballett Zürich 18.05.2023

Coppélia (Edward Clug) – Ballett Basel 23.04.2023

Gauthier Dance Company: The Seven Sins – Theater Winterthur 14.04.2023