Nachdem der österreichische Schauspieler und Autor Robert Seethaler nun bereits seinen sechsten Roman veröffentlicht hat, ist es auch für mich an der Zeit, mich mit ihm und seinem Schaffen zu beschäftigen. Derzeit ist er auf Lesereise mit seinem neuen Roman „Das Feld“ und im Kaufleuten Zürich konnte ich mir nun ein erstes Bild von ihm machen…
Durch den Abend führte der Journalist und Literaturkenner Manfred Papst, der bis 2017 das Kulturressort der „NZZ am Sonntag“ 15 Jahre lang leitete (und dort immer noch seine launige Kolumne hat). Obwohl es durchwegs kluge Fragen waren und die beiden vorher wohl schriftlich im Austausch standen, war der Interview-Teil des Abends etwas trocken und gedehnt, das lag wohl auch an der offensichtlichen Erkältung des Autors. Die beiden Lese-Blöcke Seethalers machten das aber bei Weitem wieder wett – hier kommt ihm selbstverständlich sein Beruf als Schauspieler zugute. Seethaler las 4 der 29 verwobenen Erzählungen verstorbener Bürger des fiktiven Ortes Paulstadt, anhand deren er das Städtchen skizziert – das klingt etwas morbide, ist es aber nicht. Vor allem der lange Text über die nur wenige Monate andauernde Begegnung Henriettes mit ihrer neuen Freundin im Sanatorium hat mich doch sehr berührt und fasziniert. Die Person Robert Seethaler fand ich etwas spröde und bemüht, aber der Abend machte grosse Lust, dieses Buch und auch die früheren Werke zu lesen. Seethalers Sprache ist wortgewaltig, bildhaft, stark.
Nun bin ich sehr auf die Lektüre von „Das Feld“ gespannt.
Ich hab Robert Seethaler bei einer Lesung auch als eher zurückhaltend, fast schon ein wenig schüchtern erlebt – das macht ihn mir aber als Person sympathisch. Und sein seine Bücher sprechen eh für sich – ich hab jetzt alle gelesen, mal mit mehr, mal mit weniger Begeisterung – man spürt eine Entwicklung und Reifung. Daher war ich von dem jüngsten Band etwas enttäuscht, „Das Feld“ ist für mich leider nicht so schlüssig. Mir kam es fast so vor, als sei er auch etwas gedrängt, von außen bestimmt gewesen, nun schnell wieder etwas „nachzuschieben“. Aber das ist natürlich Spekulation meinerseits. Je nachdem, wie du das Buch liest, würde ich dir dennoch raten, auch bei Nicht-Gefallen den zwei vorhergehenden Romanen eine Chance zu geben. Die sind schon sehr gut!
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Ich glaube er war einfach ein wenig indisponiert, dennoch hatte ich das Gefühl, dass er sich total bemüht unaufgeregt zu wirken, das hat sich aber dann irgendwie ins Gegenteil verkehrt und der gute mittlerweile irgendwie doch recht alt wirkende Manfred Papst (den ich – by the way – toll finde!) war jetzt auch kein grosses Energiebündel an diesem Abend. Anyway. Danke für Deine Rückmeldung, ich bin sehr gespannt, mir wurde vor allem „Der Trafikant“ empfohlen – was ist Dein Favorit?
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Eindeutig auch der Trafikant, sein bestes Buch.
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