Manon – Oper Zürich 24.09.2025

Erste Wiederaufnahme der Saison 2025/26 an der Oper Zürich: Massenets „Manon“ in Traumbesetzung – LISETTE OROPESA (Manon) und BENJAMIN BERNHEIM (Chevalier des Grieux) in der Inszenierung von FLORIS VISSER unter der musikalischen Leitung von SESTO QUATRINI…

Bei einem Intendantenwechsel muss natürlich vieles wieder neu erfunden werden, selbst der Name des Orchesters, das jetzt nicht mehr „Philharmonia Zürich“, sondern wieder „Orchester der Oper Zürich“ heisst. Es ist immer wieder interessant, mit welchen Veränderungen ein Leitungswechsel an einem Haus einhergeht und welchen Dingen plötzlich eine Wichtigkeit beigemessen wird. Wie auch immer, aus dem Graben klang es bei dieser „Manon“ ganz hervorragend (egal ob Philharmonia oder Orchester…), von meinem Platz (im 2. Rang) aus waren die vielen ineinander verwobenen Klangschichten und mehrschichtigen Emotionsebenen wunderbar differenziert zu hören und einzuordnen und verschmolzen doch zu einem wohlklingenden Ganzen, sowohl in den vielen zarten Momenten (vor allem im letzten Akt) als auch in den grossen Ensemble-Szenen und Chören. Natürlich muss man diese manchmal sehr klebrige Zuckerguss-Musik Massenets auch mögen, bei dem es mir ähnlich wie bei Gounods Opern geht – immer nur in kleinen Dosen und ich gebe zu – mein Bedarf ist jetzt erst mal wieder gedeckt, aber diesen Abend in Traumbesetzung wollte ich mir eben doch nicht entgehen lassen. Lisette Oropesa, die 2022 in Zürich ihr fulminantes Hausdebüt als „Lucia di Lammermoor“ gab und der immer wieder grossartige Benjamin Bernheim, der hier natürlich quasi Heimvorteil geniesst und den man immer wieder gerne auf der Bühne sieht und vor allem hört, ergänzen sich prachtvoll und sind für mich die weitaus bessere Wahl, als die damalige Premierenbesetzung dieser Produktion (Elsa Dreissig und Piotr Beczala). Man nimmt diesen beiden jungen Menschen, vor allem Manon, dieses Gefühl ab, dass man Leben will, alles mitnehmen will, koste es was es wolle, bis zum bitteren Ende und dabei auch die Verletzungen anderer Mitmenschen in Kauf nimmt, Oropesa spielt und singt facettenreich und wirkt so jung, dass man ihr fast das Spielalter von 16 Jahren abnimmt, Bernheim hingegen ist blind vor Liebe, gleichzeitig macht er auch als Abbé eine hervorragende Figur. Als Lescaut debütiert YANNICK DEBUS, der mir leicht nervös und hektisch erscheint und den man sonst eher souverän kennt und wahrnimmt, mag aber auch seiner Premiere in dieser Rolle geschuldet sein, NICOLAS TESTÉ ist ein wunderbarer Comte des Grieux mit sonorer Stimme, DANIEL NORMAN (Guillot de Morfontaine) und ANDREW MOORE (De Brétigny) gestalten diese beiden Rollen fast schon als interessante Charakterstudien und machen tatsächlich etwas aus ihren Rollen, ebenso sind die drei Girls von YEWON HAN (Poussette), REBECA OLVERA (Javotte) und KARIMA EL DEMERDASCH (Rosette) ein Hingucker. Selbst der Zürcher Opernchor ist in dieser Vorstellung präsent und immer auf dem Punkt (Einstudierung: ERNST RAFFELSBERGER). Anders als vor ein paar Jahren, bin ich in dieser Vorstellung nicht so sehr gelangweilt von der eher konventionellen Regiearbeit von FLORIS VISSER, mit den Protagonist:innen wurde offensichtlich intensiv gearbeitet, denn sie bewegen mich, nehmen mich mit auf diese Reise, auch wenn mir Puccinis „Manon Lescaut“ sehr viel besser gefällt und sich auch nicht so ewig in die Länge zieht wie Massenets Version dieses Klassikers von Abbé Prévost. Wenn ich mir meinen Blogpost der zuletzt besuchten „Manon“ Vorstellung dieser Produktion vom 22.4.2019 nochmals durchlese, stelle ich fest, dass ich dem nichts hinzuzufügen habe, der Text bringt es immer noch auf den Punkt.

What’s next? – „Tannhäuser“ am Grand Théâtre de Genève (ML: Sir Mark Elder/R: Michael Thalheimer)

Blogpost zur Vorstellung vom 22.4.2019 von „MANON“ an der Oper Zürich.

Zuletzt besuchte Musiktheater-Vorstellungen:

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536: La Traviata – Grand Théâtre de Genève 22.06.2025

535: Elias – Oper Zürich 17.06.2025

534: Salome – Oper Zürich 15.06.2025

533: Die tote Stadt – Oper Zürich 29.05.2025

532: Carmen – Opera Carlo Felice Genova 25.05.2025

531: Götterdämmerung – Bühnen Bern 16.04.2025

530: Das grosse Feuer – Oper Zürich 30.03.2025

529: Chowantschina – Grand Théâtre de Genève 28.03.2025

528: Macbeth – Theater St. Gallen 23.03.2025