Ein gar wundervolles Lyrikbändchen hat den Weg zu mir gefunden. Und ähnlich wie zuletzt Simone Lapperts „längst fällige verwilderung“ beglückt mich nun FLORIAN BIRNMEYERs „Storchenstolz“…
Es ist wohl auch eine sehr persönliche Auswahl an Gedichten, die uns dieser Band präsentiert, manchmal vielleicht ein wenig schwülstig, das muss man mögen, mir persönlich gefällt dieser Stil jedoch ausserordendlich gut – es ist eine Innenschau und wir begeben uns in einigen Werken auf eine Reise in die griechische Mythologie, steigen mit Orpheus hinab in den Hades, begegnen der Liebe, der Schönheit, der Anmut und vielerlei Begierden. Lässt man sich darauf ein, findet man sehr viel Schönes in diesen Zeilen, in einer Bandbreite von wunderbarer Schlichtheit bin hin zu auftrumpfender Opulenz. Und als hätte der Lyriker Birnmeyer die leichte Angst, man könnte seine Zeilen nicht ernst genug nehmen, bekräftigt er jedes einzelne der Gedichte mit einem finalen „So.“. Das ist ein schöner Kunstgriff und wohl auch gleichzeitig sein Markenzeichen. Zwischen den Zeilen findet man mal mehr, mal weniger eine Spur queerness, was ich sehr mag und schätze, was mich durchaus anspricht, denn es gibt den Zeilen die Authentizität, die es braucht. Und was ist mein ganz persönlicher Favorit in diesem Bändchen? Da fällt mir die Auswahl fast ein wenig schwer. Aber immer wieder gelesen habe ich…
Dem Alter zum Trotz
Hast
Du Angst
Vor
Meinem
Kind
Das in mir
Tollt wie
Eh und je
Dem Alter
Zum Trotz?
Fürchte
Dich nicht.
So.
Ist das nicht schön? „Storchenstolz“ von Florian Birnmeyer ist Band 25 der Lyrik-Edition NEUN und wird herausgegeben von Steffen Marciniak und Patrick Hattenberg. Die sehr schönen Linolschnitte, die das Bändchen illustrieren sind von Steffen Büchner. Ich würde sagen, Birnmeyers „Storchenstolz“ ist ein Muss für Lyrik-Liebhaber:innen und zudem ein sehr schönes Geschenk.
„Storchenstolz“ von Florian Birnmeyer, 2023, Lyrik Edition NEUN, Band 25, ISBN: 978-3-948999-25-4 (Werbung)
Dieser Blog-Beitrag ist ohne eine vereinbarte Zusammenarbeit mit dem Verlag entstanden. Ich habe ein Rezensionsexemplar kostenfrei vom Autor zur Verfügung gestellt bekommen, wofür ich mich bei Florian Birnmeyer sehr herzlich bedanken möchte. Meine Meinung blieb davon in jeglicher Art und Weise unbeeinflusst.
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