Res Strehle – Nur fliegen kann er nicht. Harald Naegeli. Eine Biographie.

Joseph Beuys nannte ihn „einen der grössten Künstler des Jahrhunderts“, hier in Zürich ist er eine künstlerische Instanz und immer wieder interessant für die Medien – mit der aktuellen Biographie von Res Strehle, die im Oktober 2024 im Diogenes Verlag erschienen ist, erfährt man einiges über Leben und Werk des Sprayers von Zürich: Harald Naegeli…..

Die Kunst Harald Nägelis hat mich persönlich schon immer fasziniert und lebt man in Zürich, kann man sich ihm und seiner Kunst nicht entziehen. Es ist eine Hassliebe zwischen der Stadt und dem polarisierenden Künstler und seinen Arbeiten, die letztendlich in viel Presserummel und dem Kunstpreis der Stadt Zürich 2020 (vorerst) mündet. Mittlerweile ist er 85 Jahre alt, immer noch ein Faszinosum und seine Biographie sehr lesenswert.

Harald Naegeli, Mensch voll Poesie, Künstler voll Liebe zur Natur und Kämpfer für die Utopie und das Museum auf der Straße. Diese Biografie erzählt über Leben und Schaffen des introvertierten Zeichners, der an seinen »Urwolken« im Großformat über Jahre nur einzelne Striche ergänzt, sowie den extrovertierten Sprayer und politischen Dadaisten, der in wenigen Sekunden Hauswände aufwertet – denn mit dem Begriff »Sachbeschädigung« kann er überhaupt nichts anfangen. Wann fing Harald Naegeli an, der Sprayer von Zürich zu sein? Wie sah die Kindheit des Tierfreunds und Lyrikbegeisterten aus? Was geschah zwischen der jahrzehntelangen polizeilichen Verfolgung des illegalen Sprayers ab 1979 und der Auszeichnung mit dem Kunstpreis in seiner Heimatstadt Zürich 2020? Journalist und Autor Res Strehle hält nach drei Jahren Gesprächen, Recherchen und chancenlosen Schachpartien gegen den Künstler und Dadaisten Rückschau auf ein beispiellos bewegtes Leben. (Diogenes Verlag)

Res Strehle ist dem Künstler Harald Naegeli sehr zugetan, das spürt man häufig in dieser Biographie, die nicht nur Fakten widerspiegelt und gut recherchiert ist, sondern auch den Menschen und die Poesie in seinen Arbeiten zu fassen versucht, hier schwingt immer wieder die persönliche Begeisterung des Autors mit und das ist nachvollziehbar, denn Naegelis Werdegang zum international anerkannten Künstler mit allen Widrigkeiten als „bürgerlicher Rebell“ und internationalem Haftbefehl ist interessant zu lesen und macht – für mich zumindest – Naegeli immer sympathischer, lesenswert für mich auch seine familiären Wurzeln, die man so nicht vermutet hätte. Harald Naegeli, der Sprayer von Zürich und Vorreiter der Graffiti-Szene – eine interessante Künstlerpersönlichkeit, die auch heute noch immer polarisiert. Und wer sich für Harald Naegeli und sein Werk interessiert, dem sei noch der wunderbare Band „Wolkenpost„, ebenfalls im Diogenes Verlag erschienen, empfohlen.

„Nur fliegen kann er nicht“ von Res Strehle, 2024, Diogenes Verlag, ISBN: 978-3-257-07180-1 (Werbung)

Dieser Blog-Beitrag ist ohne eine vereinbarte Zusammenarbeit mit dem Verlag entstanden. Ich habe ein Rezensionsexemplar kostenfrei zur Verfügung gestellt bekommen, wofür ich mich beim Diogenes Verlag sehr herzlich bedanken möchte. Meine Meinung blieb davon in jeglicher Art und Weise unbeeinflusst.

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