Ariadne auf Naxos – Oper Zürich 10.10.2024

Seine letzte Saison als Intendant der Oper Zürich eröffnet ANDREAS HOMOKI mit „Ariadne auf Naxos“ von Richard Strauss – ein Werk, das nicht unbedingt für ein volles Haus sorgt. Der Besuch lohnt dennoch unbedingt, denn sowohl musikalisch als auch szenisch ist diese Neuinszenierung unter der musikalischen Leitung von MARKUS POSCHNER sehr gelungen…

Die letzten zwanzig Minuten ziehen sich zwar etwas und sind für meinen Geschmack einfach grauenhaft schmalzig – und das denke ich mir bei jeder besuchten Vorstellung des Werkes – aber insgesamt bietet „Ariadne auf Naxos“ wunderbare Musiken und im Vorspiel amüsiert man sich köstlich, denn im Grunde genommen, macht sich das Genre Oper über sich selbst lustig und man erlebt sämtliche Klischees von den Allüren einer grossen Diva bis hin zum hypernervösen Komponisten einer Uraufführung. Die bodenständige, etwas gefällige, aber sehr unterhaltsame Inszenierung von Andreas Homoki beginnt konsequenterweise mit einer leeren Bühne kurz vor der Vorstellung, bevor der Haushofmeister (wie schön, den fast schon legendären KURT RYDL nochmals zu erleben!) die neuen Anweisungen des Grafen verkündet und sämtliche Protagonisten ins emotionale Chaos stürzt. MARTIN GANTNER ist toll als Musiklehrer, ebenso horcht man auf bei NATHAN HALLERs Tanzmeister. Nach der Pause dann die opera seria „Ariadne auf Naxos“ kombiniert mit dem buffonesken Tanzstück von Zerbinetta und ihren vier Tänzern (köstlich und musikalisch auf dem Punkt: YANNIK DEBUS als Harlekin, DANIEL NORMAN als Scaramuccio, HUBERT KOWALCZYK als Truffaldin und ANDREW OWENS als Brighella). DANIELA KÖHLER debütiert als Primadonna/Ariadne und bleibt für mich leider etwas blass in dieser doch sehr starken Sänger:innen-Riege. JOHN MATTHEW MYERS (für den erkrankten Brandon Jovanovich) als Tenor/Bacchus bestreitet dann gemeinsam mit Daniela Köhler ebenjene finalen Schmalzrunden, die mir immer wieder unendlich vorkommen und mich immer wieder auf die Uhr schauen lassen, denn hier passiert einfach nichts, trotz interessanter Ausstattung der öden Insel Naxos in Form eines gespiegelten Bettes, einer „Liebeslandschaft“ von MICHAEL LEVINE. Hier finden sich dann Ariadne und Bacchus, hier finden sich letztendlich auch der Komponist und Zerbinetta. LAUREN FAGAN debütiert in der Rolle des Komponisten, ist den ganzen Abend omnipräsent und allgegenwärtig (ein wenig zu viel für meinen Geschmack) und bestreitet die Rolle souverän. Highlight des Abends ist sicherlich ZIYI DAI als Zerbinetta, hinreissend quirlig und betörend in ihren Koloraturen – was für eine schöne Stimme, was für eine Leichtigkeit, grossartig ist das, das Publikum feiert sie zu Recht! Die weiteren Rollen sind durchgehend sehr gut besetzt mit FELIX GYGLI (Perückenmacher), MAXIMILIAN BELL (Ein Lakai), TOMISLAV JUKIC (ein Offizier), YEWON HAN (Najade), SIENA LICHT MILLER (Dryade) und AURORA MARTHENS (Echo) für die erkrankte Rebeca Olvera. Musikalisch hat mir das Dirigat von MARKUS POSCHNER sehr gut gefallen, facettenreich, pointiert und ab und zu etwas Walzerseligkeit und Schmelz. Insgesamt ein schöner Start in die neue Saison an Zürichs Oper, auch wenn vor allem in den Rängen viele Plätze unbesetzt waren. Schade, denn „Ariadne auf Naxos“ bietet eine immense Bandbreite an wirklich toller Musik und hat inhaltlich absoluten Unterhaltungswert, aber schon alleine schon wegen Ziyi Dai als Zerbinetta lohnt sich der Besuch einer Vorstellung….

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