2009 zuletzt in Zürich zu sehen, nun wieder für fünf, fast komplett ausverkaufte Vorstellungen im Theater 11 als Gastspiel: MAURICE BÉJARTS Arbeit „Ballet for Life“ – eine Hommage an die Jugend, an die Hoffnung, an das Leben. Heutzutage wirkt das Werk von 1996 etwas aus der Zeit gefallen, feiert sich selbst und ehrt nebst Mozart, Freddy Mercury und Jorge Donn natürlich den Meister himself. Es ist ein Zeitdokument und genau aus diesem Grund sehenswert….
Man ist zuletzt etwas erschlagen vom lauten Glam-Rock Queens, aber in Kombination mit der Musik Mozarts und dem doch sehr bewegenden Finale nimmt man starke Bilder aus dieser Vorstellung mit nach Hause, auch wenn die Tanzsprache Béjarts in diesem Werk eine illustre Mischung aus Klassischem Tanz (teils auf Spitze), Jazztanz-Versatzstücken und modern Dance in Video-Clip-Ästhethik ist. Aber das passt natürlich zur Entstehungszeit und zu den bombastischen Klängen Queens, vor allem zu den unglaublichen Gitarren-Riffs Brian Mays oder Mozart’schen Gassenhauer – Melodien wie etwa dem Klavierkonzert Nr. 21. Dazu GIANNI VERSACEs Kostüme, bis auf ein paar wenige Farbtupfer komplett in schwarz-weiss gehalten, überwiegend bestehend aus engen Bodysuits, Anklängen an Mercurys Bühnenoutfits, aber auch zitierte Schuluniformen wie etwa in „A Kind of Magic“. Ganz ehrlich muss man sagen, dass nicht alle Nummern des „Ballet for Life“ gut gealtert sind und heutzutage doch sehr hausbacken wirken, andere hingegen sind noch immer ikonisch wie etwa „Radio Ga Ga“ – getanzt von OSCAR FRAME (und sämtlichen Männern des Ensembles) – in der weissen, sich dann später öffnenden Box und sehr bewegend zuletzt die Filmsequenz mit JORGE DONN bei „I want to break free“ sowie im Anschluss die Hommage an Maurice Béjart zu „The show must go on“. Béjart feiert eben nicht nur das Leben, sondern ehrt die kurz hintereinander mit 45 Jahren an AIDS verstorbenen Künstler Freddy Mercury und seinen Solotänzer und langjährigen Mitarbeiter Jorge Donn (by the way sind auch Mozart und Gianni Versace in eher jungen Jahren verstorben!). Und beim emotionalen Finale ehrt das Ensemble den Übervater und Schöpfer selbst.
Interessanterweise ist das Niveau der einzelnen Tänzer:innen sehr unterschiedlich, omnipräsent natürlich die Solist:innen OSCAR EDUARDO CHACON und ELISABET ROS sowie ANGELO PERFIDO, mein persönlicher Favorit in dieser Company ist MASAYOSHI ONUKI – ein Hingucker! „Ballet for Life“ ist eine heutzutage etwas krude wirkende Mischung, jedoch mit interessanten Details – wie etwa ein Tango auf Walzermusik von Mozart oder die Videoclip-Ästhetik der Entstehungszeit, gleichzeitig jedoch eine gute Einführung in Béjarts Arbeit und seine Leidenschaften, war er doch eine prägende Stilikone des Tanzes in der damaligen Zeit. Die Crux bei Kompanien wie dem „Béjart Ballet Lausanne“ oder dem Tanztheater Wuppertal Pina Bausch ist, dass sie sich natürlich den Werken der Gründer:innen und ihrem künstlerischen Erbe verpflichtet fühlen, gleichzeitig aber auch neue Arbeiten entstehen müssen, um eine wirklich Daseinsberechtigung zu haben und kein musealer Stillstand herrscht. Dem neuen Leiter der Kompanie JULIEN FAVREAU (der die Rolle des Freddy Mercury in der Premiere verkörperte), der seit September 2024 die künstlerische Leitung innehat, ist es zu wünschen, das er diesen Spagat umsetzen und die Zukunft des Béjart Ballet Lausanne sichern kann.
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Countertime: MacMillan/Marston/Arias – Ballett Zürich 27.06.2025
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