Nach den ersten drei Bänden, die für mich eine wirkliche Entdeckung waren, konnte ich mich dem Sog der weiteren Bände 4 – 6 ebenfalls nicht entziehen – wer Graphic Novels mag, wird an dieser wunderbar gezeichneten Reihe „Der Araber von morgen“ von Riad Sattouf seine grosse Freude haben…
Insgesamt decken die nun sechs Bände die Zeitspanne von Kindheit und Jugend des Karikaturisten und Zeichners Riad Sattouf von 1978 – 2011 in Frankreich, Libyen und Syrien ab.
Das gesamte Werk (im Original: L’Arabe du futur. Une jeunesse au Moyen-Orient) erschien in den Jahren 2014 bis 2022 im französischen Verlag Allary Éditions, seit 2015 gibt es eine deutsche Übersetzung von Andreas Platthaus. Die 6 Bände sind zeitlich gegliedert (Band 1 – 1978-1984 / Band 2 – 1984-1985 / Band 3 – 1985-1987 / Band 4 – 1987-1992 / Band 5 – 1992-1994 / Band 6 – 1994-2011) und nach den spannenden ersten 3 Bänden geht es nun in Band 4 mit Riad als Teenager weiter! Erzählt werden die Jahre zwischen 1987 und 1992. Riads Leben zwischen Syrien und Frankreich wird noch komplizierter, und seine Eltern, die Französin und der Araber, verstehen sich immer weniger. Während der Vater in Saudiarabien arbeitet und sich nun ganz dem Islam zuwendet, zieht die Mutter mit den drei Kindern zurück in die Bretagne, sie erträgt die starke Religiosität ihres Mannes nicht mehr. Band 5 zeigt Riads Jugendjahre in der Bretagne der 90er Jahre, sein Vater hat seinen jüngsten Bruder Fadi entführt, die beiden bleiben verschwunden, das prägt die Familie, doch das Leben geht weiter, er verliebt sich und ist hin- und hergerissen zwischen Familie und dem Wunsch nach einem eigenen Leben. Der finale Band 6 schliesst direkt an, die Zeit vergeht, man sorgt sich – nach wie vor um den entführten Fadi – Riad zieht in die Metropole Paris um dort Zeichner zu werden, die Sorge zehrt an den Kräften seiner Mutter, seiner ganzen Familie, in Syrien erwacht der Arabische Frühling. Und einmal mehr ist man hingerissen von dieser schön gezeichneten Graphic Novel, von dieser bunten Mischung aus Tragik, Melancholie und Lebensfreude und man erhält einen tiefen Einblick in diese uns oftmals fremde Kultur und trotz dem Leid und dem Schmerz in dieser Familie haben all diese Bände auch eine hinreissende Komik.


Zu Recht wurde „Der Araber von morgen“ mit dem »Grand Prix de la Ville d’Angoulême« ausgezeichnet und ich kann dieses nun komplette sechsbändige Werk wirklich jedem nur wärmstens ans Herz legen…
„Der Araber von morgen – eine Kindheit im Nahen Osten (1987-1992)“, 2019, Penguin Verlag, ISBN: ISBN: 978-3-328-60102-9 (Werbung)
„Der Araber von morgen – eine Kindheit im Nahen Osten (1992-1994)“, 2021, Penguin Verlag, ISBN: ISBN: 978-3-328-60046-6 (Werbung)
„Der Araber von morgen – eine Kindheit im Nahen Osten (1994-2011)“, 1997, 2023, Penguin Verlag, ISBN: 978-3-328-60310-8 (Werbung)
Dieser Blog-Beitrag ist ohne eine vereinbarte Zusammenarbeit mit dem Verlag entstanden. Ich habe die Rezensionsexemplare kostenfrei zur Verfügung gestellt bekommen, wofür ich mich beim Penguin Verlag sehr herzlich bedanken möchte. Meine Meinung blieb davon in jeglicher Art und Weise unbeeinflusst.
Weitere von mir besprochene Graphic Novels:
Riad Sattouf – Der Araber von morgen / Band 1 – 3
Paola Morpheus – Just Mary
Alexander Pavlenko/Johann Wolfgang von Goethe – Faust
Zuletzt gelesen:
Richard Russo – Von guten Eltern
Karl Ove Knausgård – Der Morgenstern
Herbert Clyde Lewis – Gentleman über Bord
Saša Stanišić – Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Giesskanne mit dem Ausguss nach vorne
Caroline Wahl – 22 Bahnen
Alain Claude Sulzer – Fast wie ein Bruder
Riad Sattouf – Der ARABER von morgen / Band 1 – 3
Sigrid Nunez – Die Verletzlichen
E. B. White – Here is New York
Simon Froehling – Dürrst