Sigrid Nunez – Die Verletzlichen.

Eigentlich kann man es kurz und knackig auf den Punkt bringen: Im neuen Roman „Die Verletzlichen“ von Sigrid Nunez passiert irgendwie NICHTS. Und doch liest man „Die Verletzlichen“ interessiert und irgendwie wohlwollend. Auch, weil dieser Roman die Corona-Pandemie und deren Umstände, Gefühle, Emotionen, Verletzlichkeiten widerspiegelt und auf angenehm lesbare Art und Weise aufnimmt und beschreibt…

Ich bin hin- und hergerissen von diesem Roman, die Presse hat viel darüber berichtet und ich wollte schon seit geraumer Zeit etwas von Nunez lesen. Also, warum nicht einen Roman, in dem es ums Älterwerden geht und zudem noch viele literarische Zitate und Anekdoten hat von Rilke bis Didion. Es plätschert dennoch vor sich hin, aber vielleicht bringt genau das diese endlosen Monate der Pandemie, in denen nichts oder nicht viel passiert ist, auf den Punkt?

Als eine gute Freundin der namenlosen Erzählerin in Kalifornien strandet, erklärt sie sich bereit, sich um deren Wohnung in New York zu kümmern – samt temperamentvollem Papagei. In der Wohnung trifft sie auf einen jungen Mann, der noch ganz am Anfang seines Lebens steht und vor den Erwartungen seiner Familie Zuflucht sucht. Gemeinsam gehen die beiden mit dem Papagei durch eine bewegte Zeit. Sigrid Nunez’ neuer Roman erzählt davon, was passiert, wenn Fremde bereit sind, ihr Herz füreinander zu öffnen, und was selbst kleine Gesten der Fürsorge bewirken können. Ein großes Buch über Nähe und Innigkeit in unwägbaren Zeiten, und ein hinreißender Roman über die Kunst des Schreibens selbst. (Aufbau Verlag)

Es ist eine eigene, wohl auch persönliche, Reflexion über das Schreiben der Autorin, über diese Zeit, an die wohl jeder Leser ganz eigene Erinnerungen hat. „Die Verletzlichen“ hat auch etwas von Tratsch und Klatsch über Personen, die man nicht kennt und die mich auch nicht wirklich interessieren. Ich lese das Buch zu Ende, schliesse den Umschlag und habe schon Vergessen, um was es geht. Es ist unterhaltsam und belanglos gleichzeitig, aber vielleicht ist das auch die Konklusion, wenn man über diese Zeit nachdenkt, durch die wir alle gehen musste. Nichts hat sich verändert, wir sind genau an dem gleichen Punkt wie vorher. Einfach um diese Erfahrung reicher. Von Nunez als Autorin muss ich jedoch nichts mehr lesen.

„Die Verletzlichen“ von Sigrid Nunez, 2024, Aufbau Verlag, ISBN: 978-3-351-04198-4 (Werbung)

Zuletzt gelesen:

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