Schon lange auf meiner Leseliste, jetzt endlich mit dem grossen – mittlerweile 10 Bände umfassenden – autofiktionalen Romanprojekt von Andreas Maier begonnen. 2011 erschien der erste Band „Das Zimmer“ und er hat mich sofort dazu animiert, weitere Bände zu bestellen…
Seit bald 15 Jahren können Leserinnen und Leser Andreas Maier bei seiner „Ortsumgehung“ begleiten. Es ist eine Reise durch die Familien- und Heimatgeschichte des Autors und sie beginnt mit „Das Zimmer“, führt über die Friedberger Schuljahre in „Die Strasse“, erste Liebes- und Schreibversuche in „Der Ort“ und „Der Kreis“ bis hin zu den Reisen, von denen er in „Die Städte“ erzählt.
Mit einem Bein steht er noch im Paradies, dafür hat die Geburtszange gesorgt. Immer ist er ein Kind geblieben, und wurde doch stets älter, und leben mußte er auch irgendwie. Nun ist er schon dreißig. Ein Tag im Leben Onkel J.s. Es ist das Jahr der ersten Mondlandung. 1969. Hin- und hergerissen zwischen Luis Trenker, der Begeisterung für Wehrmachtspanzer und den Frankfurter Nutten, wird J. plötzlich als ein Mensch erkennbar, der außerhalb jeden Schuldzusammenhangs steht, noch in den zweifelhaftesten Augenblicken. Einer, der nicht zugreift, weil er es gar nicht kann, während die Welt um ihn herum sich auf eine heillose Zukunft vorbereitet. (Suhrkamp Verlag)
Für mich ist Andreas Maier eine absolute Entdeckung und ich kann es nicht erwarten in die nächsten Bände der „Ortsumgehung“ einzutauchen, auch wenn mein aktuell sehr hoher Lesestapel zunächst noch ein paar andere Romane priorisiert. „Das Zimmer“ hat erstaunlich viel Humor und fast etwas von einem Heimatroman, jedoch bin ich mir nicht sicher, ob ich es gut finde, wie sehr der beeinträchtige Onkel mit seiner Liebe zu Waffen, Wirtshäusern und Bordellen in der Frankfurter Bahnhofsgegend „vorgeführt“ wird, da bin ich etwas hin- und hergerissen. „Das Zimmer“ spielt im Jahr 1969, in der tiefsten hessischen Provinz und über allem schwebt noch ein leichter deutscher Nachkriegs-Mief, das ist schon eine interessante Beschreibung dieser Zeit und seiner teils grässlichen Biederkeit. Andreas Maier wurde für seine „Ortsumgehung“ – Romane mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Wilhelm-Raabe-Preis, Hugo-Ball -Preis und dem Arno-Schmidt-Stipendium. Im März erschien Andreas Maiers Roman „Der Teufel“ – es ist das zehnte Buch der insgesamt auf 11 Bände angelegten Reihe.
„Das Zimmer“ von Andreas Maier, 2011, Suhrkamp Verlag, ISBN: 978-3-518-46303-1 (Werbung)
Zuletzt gelesen:
Nell Zink – Sister Europe
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