Natürlich ist Hal Ashbys Film von 1971 mit der wunderbaren Ruth Gordon weitaus bekannter, als der kurz danach veröffentliche Roman von Colin Higgins, der diesen wunderbaren Plot als Abschlussarbeit eines besuchten Drehbuchseminars schrieb. Der Film ist noch heute ein Klassiker des schwarzen Humors, die Romanfassung jedoch, im Frühjahr diesen Jahres in einer sehr schönen Ausgabe im Diogenes Verlag erschienen, ist etwas tiefgründiger und vielschichtiger…
„Modern Classics“ ist eine relativ neue Reihe des Diogenes Verlags, in dem moderne Klassiker in schönen Ausgaben verlegt werden, hier findet man unter anderem „Der grosse Gatsby“ von F. Scott Fitzgerald, „Das Parfüm“ von Patrick Süsskind oder „Harold und Maude“ von Colin Higgins – eben alles Romane, die man schon immer einmal oder gerne mal wieder lesen möchte.
Der 19-jährige Harold versucht, sich den gesellschaftlichen Zwängen seines wohlhabenden Elternhauses durch ungewöhnliche »Marotten« zu entziehen. Die 79-jährige Maude ist unkonventionell, energisch, impulsiv und lebensfroh – trotz ihrer schweren Vergangenheit. Die beiden lernen sich bei einer Beerdigung kennen, und bald verwandelt sich ihre Freundschaft in eine zarte und bewegende Liebesgeschichte. Bis zum Tag von Maudes 80. Geburtstag. (Diogenes Verlag)
Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich diesen grossartigen Film schon gesehen habe, aber nun wurde es tatsächlich Zeit für die literarische Vorlage, die zwei grosse Tabuthemen der damaligen Zeit behandelt – selbstbestimmter Tod und eine romantische Liebesbeziehung mit erheblichem Altersunterschied, noch dazu wenn der ältere Partner eine Frau ist. Im Grunde hat sich an der Aktualität und Brisanz des Plots nicht geändert, der Text in der Übersetzung von pociao und Roberto de Hollanda berührt immer noch sehr. Und natürlich hat man bei den beiden Hauptfiguren immer Ruth Gordon und Bud Cort vor Augen – normalerweise stört mich das – hier jedoch überhaupt nicht, denn besser hätte man es nicht besetzen können. Also was gibt es Schöneres, als einzutauchen in diese Welt der Beiden? Man amüsiert sich ganz herrlich über die Verkupplungsversuche von Harolds Mutter und über die Anarchie von Maude. Und dazu hört man dann am besten den Soundtrack zum Film mit der wunderbaren Musik von Cat Stevens.
„Harold und Maude“ von Colin Higgins, 2025, Diogenes Verlag, ISBN: 978-3-257-07319-5 (Werbung)
Dieser Blog-Beitrag ist ohne eine vereinbarte Zusammenarbeit mit dem Verlag entstanden. Ich habe ein Rezensionsexemplar kostenfrei zur Verfügung gestellt bekommen, wofür ich mich beim Diogenes Verlag sehr herzlich bedanken möchte. Meine Meinung blieb davon in jeglicher Art und Weise unbeeinflusst.
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Danke für die schöne Erinnerung an das frühere Sommerkino ***
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