Nijinski – Ballett Zürich 22.06.2024

Es ist mehr als fünf Jahre her, seit „Nijinski“ von MARCO GOECKE in der Zürcher Neufassung seine Premiere hatte und ich diese Produktion erstmals gesehen habe. Die aktuelle Wiederaufnahme mit nur wenigen Vorstellungen ist hervorragend besetzt und immer noch absolut sehenswert…

Es ist diese grossartige in dieser Produktion verwendete Musik (Chopins Klavierkonzerte 1 e-Moll und 2 f-Moll, „Russian Lullaby“/Libana und Debussys „Prélude à l’aprés-midi d’une faune), dieses tragische Leben Vaslav Nijinskis und vor allem ist es diese nervöse, aufgeregt flatternde Tanzsprache Goeckes, die diesen Abend so ganz besonders macht, lässt man sich erst einmal darauf ein. Denn es ist kein konventionelles Handlungsballett, „Nijinski“ fokussiert sich auf diese innere Getriebenheit, auf die Zerrissenheit, dieses lebenslange hin und her, dem er nicht entfliehen konnte, ihn Zeit seines Lebens verfolgte. Bei meinem letzten Blogpost zu einer besuchten Vorstellung von „Nijinski“ schrieb ich „Goeckes Ballett beleuchtet nicht nur die Biographie Nijinskis, sondern zielt auf grundlegende Fragen, wie den Wert der Kunst und den Preis, der von Kreativen dafür lebenslang abverlangt wird. Es ist also auch ein sehr persönliches Stück des Choreografen, der sich diesen Fragen in seiner täglichen Arbeit ebenfalls unterwerfen muss„.

Dem ist nichts weiter hinzuzufügen, mich hat auch diese aktuell besuchte Vorstellung wieder in den Bann gezogen, allen voran der grossartige, energiegeladene PABLO OCTÁVIO in der Titelrolle sowie CHARLES-LOUIS YOSHIYAMA als Diaghilev, FRANCESCA DELL’ARIA als Muse Terpsichore und viele weitere Solist:innen und Ensemblemitglieder des Zürich Balletts sowie des Junior Balletts. Schön, noch einmal DANIEL MULLIGAN, der das Ballett Zürich zum Ende der Spielzeit verlassen wird, live zu erleben mit den im dunklen Hintergrund gesprochenen Texten. „Nijinski“ irritiert, mit seinen Schreien, mit dem Schnaufen und anderen von den Tänzer:innen produzierten Geräuschen, es ist eine Produktion, die nicht mit schönen Bildern besticht, dafür umso mehr eindringlich das Innenleben nach aussen stülpt – hervorragend getanzte Soli und berückende Ensembles. Natürlich muss man die häufig sehr kleinteiligen Bewegungen Goeckes mögen, es hat weniger Partnerarbeit, so gut wie keine Sprünge, Hände und Arme in rasanten, häufig abgehackten Bewegungsabläufen stehen fortwährend im Fokus. Auch aus dem Graben tönt es bei „Nijinski“ wunderbar, am Pult der PHILHARMONIA ZÜRICH stand VALTTERI RAUHALAMMI, am Flügel ADRIAN OETIKER. Meine ausführlichen Eindrücke zu einer der ersten Vorstellungen nach der Premiere 2019 kann man hier nachlesen: „NIJINSKI – BALLETT ZÜRICH„. Mit der Spielzeit 2025/2026 wird Marco Goecke Direktor des Balletts am Theater Basel, dann lohnt es sich auch wieder dorthin zu fahren…

Zuletzt besuchte Ballett/Tanz-Produktionen:

Atonement (Cathy Marston) – Ballett Zürich 30.05.2024

New York City Ballet: Classic NYCB I – David H. Koch Theater New York 07.05.2024

KIdd Pivot: Assembly Hall – STEPS/Theater 11 Zürich 03.05.2024

Alan Lucien Øyen: Story, Story, Die – STEPS / Kurtheater Baden 24.04.2024

Tanzkompanie St. Gallen: Fordlandia – Theater St. Gallen Premiere 06.04.2024

Messa da Requiem/Ballett Zürich – Oper Zürich 28.03.2024

Matthäus 22:37-39 (Jo Strømgren/Tanzkompanie St. Gallen) – Lokremise St. Gallen 23.02.2024

Timekeepers: Tankard/November/Nijinskaja – Ballett Zürich 02.02.2024

Walkways: W. McGregor/C. Marston/J. Robbins – Ballett Zürich 01.01.2024

Alonzo King Lines Ballet: Deep River – Theater Winterthur 22.12.2023

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