Sie ist wieder da! Olive Kitteridge, die launige pensionierte Lehrerin aus der Kleinstadt Crosby in Maine. Sie mischt sich ein, grantelt und grummelt und dennoch schliesst man sie erneut ins Herz, weil man gar nicht anders kann…
Nach dem wunderbaren Roman „Mit Blick aufs Meer“, für den die Autorin 2009 mit dem Pulitzer Preis ausgezeichnet wurde und in dem man Olive Kitteridge kennenlernen durfte, folgt nun gut 10 Jahre später eine Fortsetzung mit dem groben Fokus auf das Thema Krankheit, Alter, Tod. In vielen Shortstories tauchen diese Themen auf, in manchen mit Olive Kitteridge als Randfigur, in den übrigen erfährt man erneut viel über den Fortgang im Leben der rabiaten alten Dame, die sich bis ins hohe Alter überall einmischt. Bereits in der zweiten Kurzgeschichte „Geburtswehen“, wenn Olive Kitteridge über eine besuchte Babyparty nachdenkt und vor sich hin grummelt, hat sie den Leser erneut gepackt: „Olive kam nicht darüber hinweg, wie blöd diese Babyparty gewesen war. Lauter Frauen. Warum kamen zu einer Babyparty nur Frauen? Hatten die Männer mit dem Kinderkriegen etwa nichts zu tun? Olive mochte Frauen nicht besonders, so sah es aus. Sie mochte Männer.“ (Seite 34).
«Mir fehlt die Küste von Maine auch», sagte Olive zu Jack. Und ab da war alles gut. – In Crosby, einer kleinen Stadt an der Küste von Maine, ist nicht viel los. Und doch enthalten die Geschichten über das Leben der Menschen dort die ganze Welt. Da ist Olive Kitteridge, pensionierte Lehrerin, die sich auch mit siebzig noch in alles einmischt, so barsch wie eh und je. Da ist Jack Kennison, einst Harvardprofessor, der ihre Nähe sucht. Beide vermissen ihre Kinder, die ihnen fremd geworden sind, woran Olive und Jack selbst nicht gerade unschuldig sind… (Luchterhand Verlag)
Wie bereits im ersten Band mit den Geschichten um Olive Kitteridge, trifft die Autorin auch in der Fortsetzung feinfühlig die richtigen Töne, um diese schwierige Persönlichkeit differenziert zu zeichnen. Die Geschichten sind lebensnah, die Dialoge kurz und knackig, eine feinfühlige Beschreibung des letzten Lebensabschnittes mit allem was dazugehört, seien es Inkontinenzhöschen, Prostata-Operationen oder eben auch der Umzug ins Pflegeheim und der Verlust von Freunden und Familie. All das beschreibt Elizabeth Strout wohltuend liebenswert, ohne in Klischees abzudriften. Trotz aller Tragik ist „Die langen Abende“ ein lebensbejahendes und stellenweise sogar sehr amüsantes Buch. Ideale Sommer-Lektüre!
„Die langen Abende“ von Elizabeth Strout, 2020, Luchterhand Literaturverlag, München, ISBN 978-3-630875293 (Werbung)
Dieser Blog-Beitrag ist ohne eine vereinbarte Zusammenarbeit mit dem Verlag entstanden. Ich habe ein Rezensionsexemplar auf Anfrage kostenfrei zur Verfügung gestellt bekommen, wofür ich mich beim Luchterhand Literaturverlag (Randomhouse) sehr herzlich bedanken möchte. Meine Meinung blieb davon in jeglicher Art und Weise unbeeinflusst.
Zuletzt gelesen:
Ann Petry – The Street
Elizabeth Strout – Mit Blick aufs Meer
Benjamin Quaderer – Für immer die Alpen
Anne Enright – Die Schauspielerin
Éric Vuillard – Der Krieg der Armen
Theres Essmann – Federico Temperini
Rebecca Makkai – Die Optimisten
Das Buch steht als nächstes auf meiner Liste zu lesen, bin sehr gespannt
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Ach, ich habe es wirklich geliebt, wie schon den ersten Band mit Olive Kitteridge. Wunderbar!
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Bin sehr gespannt . Liebe Grüße
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Hört sich gut an…der Blick aufs Meer fehlt mir dieses Jahr.
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Wem sagst Du das………………………:-(
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Den Blick aufs Meer habe ich hier «in real» und mit Begeisterung als Buch gelesen. Danke für den Tipp mit dieser Art Fortsetzung!
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Du hast das Buch sehr schön beschrieben. Ich liebe das Buch auch. Die Personen, die Dialoge, das Menschliche…. Mir gefällt alles von Elisabeth Strout.
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Ich habe nur die beiden Roman mit Olive Kitteridge gelesen, die mir – wie Du ja gelesen hast – ausserordentlich gefallen haben, eben weil es so schön „menschelt“. Welchen Roman von Elizabeth Strout kannst du noch empfehlen? Habe gesehen, es sind noch diverse andere erhältlich…? Herzlichst aus Zürich. A.
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Ich habe gerade «Alles ist möglich» gelesen. Nach «Mit Blick zum Meer» hält sich meine Begeisterung dieser, wiederum in Episoden verfassten Geschichten, eher in Grenzen.
Bin mal gespannt auf «Die langen Abende», in meiner Online-Bibliothek noch nicht verfügbar.
Felix
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„Die langen Abende“ schliesst eben ab mit Olive Kitteridge und wenn Du diese Figur magst, dann gefällt Dir sicherlich auch der zweite Band. Ich finde es so schön menschlich. Das ist sicherlich keine „grosse“ Literatur (aber was sind dafür die Kriterien???) – aber ich habe mich sehr zu diesen Figuren hingezogen gefühlt und es war für mich ein sehr authentisches Stück Leben. Und ein relativ realistischer Umgang mit dem Thema Alter und allem was eben so dazugehört. Das hat mir sehr gefallen. Viele Grüsse nach Thailand. A.
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Das erste Buch, das ich von Strout gelesen habe war «My name is Lucy Barton». Das ist ganz anders. Ein weinig anspruchsvoller…. Aber vielleicht das bemerkenswerteste… Da stand so viel zwieschen den Zeilen… Eine Frau, Schriftstellerin, die im Krankenhaus liegt und von ihrer Mutter besucht wird, zu der sie de Kontakt lange abgebrochen hatte. Ursache : eine von Armut, Gewalt und Vernachlässigung geprägte Kindheit. Aber keine koberflächliche Schilderung sondern mehr der ersuch zu beschreiben, was psychologisch in den davon betroffenen Kindern vorgeht. Bodø😊
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Ich werde sicherlich ein weiteres Buch von Elizabeth Strout lesen, einfach schon um festzustellen, ob meine Begeisterung sich alleine auf die Figur Olive Kitteridge bezieht oder ich grundsätzlich die Schreibe dieser Autorin mag. Dann mache ich doch mal mit Deiner Empfehlung weiter…. – besten Dank und viele Grüsse aus Zürich. A.
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